"Wir haben uns auf die Wahl gut vorbereitet", lautete die optimistische Einschätzung von Wiens Bürgermeister Michael Häupl (S), bevor er zur Urne schritt. Alle Vorkehrungen für einen erfolgreichen Wahlausgang wären von seiner Partei getroffen worden. "Die SPÖ wird gewinnen und die FPÖ stark verlieren. Das LIF wird dem nächsten Gemeinderat nicht mehr angehören", so der SP-Spitzenkandidat. Doch egal wie die Wahlen ausgehen, Verhandlungen über eine Koalition will Häupl zuerst mit der ÖVP führen: "Parallelverhandlungen mit den Grünen wird es nicht geben." Denn solche wären für den bisherigen Koalitionspartner nicht zumutbar.
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Optimismus versprühte Häupl vor allem deshalb, weil er seinen schärfsten Gegner, die Freiheitlichen, an die Wand gespielt sah: "Die FPÖ wird zwischen vier und fünf Prozent verlieren. Das werden sie diesmal nicht schönreden können."
Und die Konsequenzen für diese Niederlage hätte der Landeshauptmann aus dem Süden, der sich in den letzten Tagen des Wahlkampfes noch mächtig in Wien ins Zeug warf, zu tragen. "Doktor Haider wird diesmal persönlich die Verantwortung übernehmen müssen. Dieser Wahlausgang wird auf ihm picken bleiben." Sicher hätte der Populist in den letzten Tagen noch bei einem kleinen Kreis seiner Anhänger mit bewusst platzierten antisemitischen Ressentiments punkten können, aber sehr viele wurden auch abgeschreckt, so Häupls Einschätzung: "Doch den Antisemitismus macht er mir in dieser Stadt nicht salonfähig."
Auch über die Zeit nach der Wahl wurde schon vorher nachgedacht. "Mein erster Ansprechpartner für Koalitionsverhandlungen wird die ÖVP sein." Den bisherigen Partner zuerst einzuladen, sei für ihn "eine Frage der Contenance". Parallelverhandlungen mit den Grünen werde es deshalb sicher nicht geben. "Die Koalitionsfrage hängt natürlich stark vom Ergebnis ab. Denn legt die ÖVP stark zu und stellt absurde Forderungen, wie etwa die Zerstückelung und Privatisierung des Karl-Marx-Hofes, so sind diese mit der SPÖ sicher nicht realisierbar", betonte Wohnbaustadtrat Faymann gegenüber der "Wiener Zeitung", "ohne den Verhandlungen vorzugreifen zu wollen".