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Es war eine beflügelnde Entdeckung. Hans Magnus Enzensberger fühlte sich sogar zu einem Gedicht zu Ehren des Higgs-Boson inspiriert. Er zeigte sich in einem Poem in der "FAZ" beglückt, dass das Teilchen "die Welt im Innersten zusammenhält". Das ist jetzt wieder nicht so bahnbrechend originell formuliert, muss man sagen. Da hat ein Video, das im Internet die Runde macht, höheres Unterhaltungspotenzial. Da werden Hipster, die sich von der übercoolen Jugendbewegung jetzt in Richtung Burgenländer von Brooklyn entwickeln, gefragt, was sie sich unter einem Higgs-Boson vorstellen. Da Nachrichtenkonsum offenbar nicht zum primären Beschäftigungsfeld des Hipsters gehört, mussten sich die Befragten etwas ausdenken. Und sie sind, das muss man neidlos zugestehen, recht kreativ unterwegs.
Einer meint, das klinge nach einem Tier, ein anderer meint, es klinge nach dem Namen einer Metal-Band. Eine Gruppe Mädchen mit großen Sonnenbrillen ist sich einig, es klinge "braun". Die schönste Idee hat eine junge Dame mit magentaroten Haaren, sie meint, das muss ein "unheimlicher Europäer sein, der auf offener Straße die Hose runterlässt". Ihr Kompagnon wiederum glaubt, es handle sich um "Magie - und wenn ich Magie sage, dann meine ich Drogen". Großes Kino wird es schließlich, als die Hipster das Higgs-Boson unbekannterweise zu zeichnen beginnen - und der Großteil ihm ein Mascherl verpasst. Herrlich sinnlos, aber auf irgendeiner Metaebene sicher erhellend. Es steht zu bezweifeln, dass eine Umfrage in der Lugner City ähnlich erquickliche Ergebnisse gebracht hätte.