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Hauptsache, es ist gratis

Von Reinhard Göweil

Leitartikel
Chefredakteur Reinhard Göweil.

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Eines vorweg: Der Ausstieg Kanadas aus dem Kyoto-Protokoll zur Reduzierung der Treibhausgase macht die Welt nicht schmutziger. Die Kanadier hätten ihr Ziel sowieso nicht erreicht, sie umgehen "bloß" eine Milliarden-Strafzahlung. Da das Kyoto-Abkommen, das 2012 abgelaufen wäre, bei der jüngsten Klimaschutzkonferenz in Durban verlängert wurde, ein fast logischer Schritt. Die USA und China machen ja überhaupt erst gar nicht mit.

Auch Österreich verfehlt seine Umweltziele deutlich und muss hohe Strafen zahlen. Dass der zuständige Umweltminister Nikolaus Berlakovich nun Kanadas Ausstieg nutzt und die Bußgeldzahlungen in Frage stellt, ist budgetär verständlich.

Und entlarvend. Bei sinnlosen Verhandlungen in attraktiven Tagungsorten verpflichten sich Länder - aber eben nicht alle -, das Weltklima zu retten und die Erderwärmung bei zwei Grad Celsius zu stoppen. Gratis natürlich. Das ist in etwa vergleichbar mit einer Gesetzesinitiative der Regierung, dass es am 24. Dezember 2016 flächendeckend in Österreich zu schneien hat.

Dieses kafkaeske Vorgehen ist Ausdruck der politischen Hilflosigkeit. Denn die Welt soll gerettet werden, ohne das herrschende Wirtschaftssystem in Frage zu stellen. Solange aber der Ressourcen-Verbrauch derart hoch ist und die Gewinn-Verlust-Rechnung einer Konzernbilanz schwerer wiegt als die ökologische Balance des Planeten, bleibt den Umweltbürokraten wenig anderes übrig.

Da es in den globalen Freihandelsabkommen keinerlei ökologische Schutzklauseln gibt, sind der Ausbeutung der Erde weiterhin Tür und Tor geöffnet. Konzerne aus China, der EU und den USA bedienen sich der afrikanischen Bodenschätze, ohne auf Arbeiter und Natur Rücksicht zu nehmen. Fabriken in sich entwickelnden Ländern verwenden nur zum geringeren Teil die modernste Umweltschutztechnik. Die Abkommen zum Klimaschutz machen zwar Unterschiede zwischen armen und reichen Ländern. Da es der Erde aber ziemlich egal ist, ob sie von Deutschland oder China verpestet wird, gehen alle Bemühungen der UNO ins Leere.

Kanada hat sich aus dem Kyoto-Protokoll verabschiedet. Das ist herzlich wurscht, denn es ist ohnehin nichts wert. Erst wenn die Weltwirtschaft die Grundlagen der Produktion ändert, kann die Klimaerwärmung gestoppt werden.