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In einer Demokratie ist das Volk der Souverän. Sagt man jedenfalls. Doch wer Souverän ist, müsste auch souverän informiert sein - zumal, wenn er mit eigenem Geld zahlt. Doch da hapert’s; ja, unter Kulturpolitikern scheint das Geheimniskrämern nachgerade hip. Beispiel Gerald Matt: Seit rund einer Woche ist bekannt, dass der vielfach kritisierte Direktor der Kunsthalle Wien das Handtuch wirft. Die Frage, wie teuer dieser Wurf wird, zieht mangels offizieller Information aber mittlerweile eine journalistische Schnitzeljagd nach sich.
Zwar stimmt es: Matt stand im Sold des privaten Kunsthalle-Vereins. Doch dessen Hauptgeldgeber war die Stadt. Die übte schließlich Druck auf den Direktor aus, dürfte wohl auch bei der Vertragsauflösung mitgemischt haben. Dass diese dann zwischen Matt und dem ihm stets gewogenen Verein erfolgen musste, kann keine Lizenz zum Schweigen sein.
Eine etwas eigenwillige Kommunikationsstrategie auch im Kulturministerium: Erst sträubt es sich mit einer Sturheit gegen die Publikation teurer Bundestheater-Evaluierungen, dass man meinen könnte, auf Wiens Bühnen fänden Geldverbrennungsorgien statt. Dann lässt es Einsicht nehmen - aber nur Kultursprecher der Regierung. Nun heißt es zwar, dass auch die Opposition dürfe - aber nur auf Basis einer Vertraulichkeitserklärung. Ein Offert, das die Grünen als "Knebelung wie in Weißrussland" ausschlagen. Geschäftsgeheimnisse, die die Studie berge, können für sie kein Geheimhaltungsargument sein: Derlei ließe sich schwärzen. Heißt also: weiterkämpfen - und warten. Womöglich, bis die Informationsjäger schwarz sind.