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Die Sorgen der Lateinamerikaner möchte man haben. Anstatt sich wenige Wochen vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien den Kopf über Taktik, Fitness und Chancen den Kopf zu zerbrechen, scheinen die Trainer (oder die fragenden Journalisten) nur ein Thema zu kennen: Sex.
Tatsächlich wird die Frage, ob die Spieler während des Turniers den Beischlaf pflegen dürfen/sollen oder nicht, von den Teamchefs zwischen Baja California und Feuerland vereinzelt kritisch beantwortet, wobei hier vor allem die Einschränkungen, die den Kickern in dieser Angelegenheit auferlegt werden, von Interesse sind. Als ob man das je wissen oder kontrollieren könnte, was Messi, Neymar und Orozco hinter verschlossenen Türen treiben.
Im Prinzip kein Problem mit sexuell aktiven Spielern haben etwa die Teamchefs Costa Ricas und Brasiliens, wenn auch sowohl Jorge Luis Pinto ("in Maßen") wie auch Luiz Felipe Scolari ("keine Akrobatik") eindringlich vor den möglichen negativen Folgen warnen. Seinen Kickern von Sex während der WM ganz abgeraten hat hingegen der mexikanische Coach Miguel Herrera. "Ich kann den Spielern nichts verbieten, aber ich denke nur an Fußball und hoffe, dass die Burschen das Gleiche tun", sagte er. "Denn es ist noch niemand an 40 Tagen Enthaltsamkeit gestorben."
Da mag er schon recht haben. Bemerkenswert ist aber, dass sich der Protest der Spieler bisher in Grenzen hielt. Mit Ausnahme von Brasiliens Ronaldinho, der erst vor wenigen Monaten in einem "Playboy"-Interview meinte: "Sex vor einem Match ist schon okay, solange man nicht übertreibt und erschöpft zum Spiel kommt."
Das alles ist jetzt nicht unbedingt neu. Aber eine Moral hat diese Geschichte doch: Hauptsache, die Zeitungen haben wieder was zum Schreiben. Die "Wiener Zeitung" mit eingeschlossen.