Am Freitag eröffnete Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt das Themenjahr "Berlin - Hauptstadt für die Wissenschaft 2010".
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In Berlin lehrten die Sprachwissenschafter Jacob und Wilhelm Grimm. In Berlin erfand der Physiker Hermann von Helmholtz den Augenspiegel. In Berlin entdeckte der Mikrobiologe Robert Koch den Erreger der Tuberkulose. In Berlin vollendete Albert Einstein die Relativitätstheorie. Und in Berlin entwickelte Konrad Zuse den ersten Computer.
Die Wissenschaften und die Stadt an der Spree befruchten sich gegenseitig. Dass Berlin sowohl für Geistes- als auch für Naturwissenschafter so attraktiv war und ist, hängt mit dem dichten Netz herausragender Wissenschaftsinstitutionen zusammen, das über Jahrhunderte hinweg geknüpft wurde. Berlin gehört zu den größten und vielfältigsten Wissenschaftsregionen in Europa. An 4 Universitäten, der Charité-Universitätsmedizin Berlin, 7 Fachhochschulen, 3 Kunsthochschulen, 18 privaten Hochschulen sowie über 60 Forschungsstätten lehren, forschen, arbeiten und studieren rund 200.000 Menschen aus aller Welt.
Und das soll heuer einmal gebührend gefeiert werden. Denn zufällig jubiliert in diesem Jahr gleich eine Handvoll der größten Denkfabriken:
* die Staatsbibliothek (350 Jahre),
* die Charité - Universitätsmedizin (300 Jahre),
* die Akademie der Wissenschaften (Statut von 1710),
* die Humboldt-Universität (200 Jahre) und
* die Max-Planck-Gesellschaft feiert die Gründung ihrer "Mutter", der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, vor 100 Jahren.
Doch nicht nur Tradition wird hochgehalten, auch die Zukunft, denn Berlin will weiterhin ein Wissenschaftsstandort von internationalem Rang bleiben. Vor allem aber soll einem breiten Publikum der große Einfluss der Wissenschaften auf ihr Leben und ihre Chancen nähergebracht werden. Für jedes Alter und in allen Lebenssituationen soll fragendes, neugieriges, kritisches und selbstkritisches, das heißt: wissenschaftliches Denken und Handeln anschaulich werden.
Dafür wird schon am nächsten Samstag die "lange Nacht der Museen" genutzt. Und dann folgt Highlight auf Highlight des von der landeseigenen Kulturprojekte Berlin GmbH veranstalteten Wissenschaftsjahres mit einer Fülle an Vorträgen, Symposien und Ausstellungen: Ab Ende März die Ausstellung "Geschichte der Charité", ab April "200 Jahre Universität Unter den Linden", im Mai und Juni die Wissenschaftstage Südwest, am 5. Juni die "Lange Nacht der Wissenschaften" und in der ersten Oktoberhälfte die Jubiläumswoche der fünf beteiligten Institutionen.
Detlev Ganten, vom Berliner Senat mit der Gesamtverantwortung betraut, erklärt: "Auf sieben Themenfeldern treffen ganz verschiedene Veranstalter und Veranstaltungsformate aufeinander: Medizin und Gesundheit, Lebenswelten und Mikrosysteme, Energie und Klima, Verkehr und Mobilität, Sprachen und Kommunikation, Kultur und Gesellschaften, Wissenschaftsgesellschaft und Bildung."
Höhepunkt und zentrale Veranstaltung soll die Ausstellung "WeltWissen" werden, die vom September an im Martin-Gropius-Bau gezeigt wird. "Anhand konkreter und höchst lebendiger Geschichten und Biografien von Objekten, Wissenschaftern und Institutionen wollen wir spannende Einblicke in den wissenschaftlichen Betrieb geben", lockt Ausstellungsleiter Jochen Hennig.
"Dass diese großartige, brodelnde, unfertige Stadt Berlin Motor einer gesellschaftlichen, ökonomischen und geistigen Entwicklung in der Welt des 21. Jahrhunderts wird, dazu trägt die Wissenschaft entscheidend bei", meint der zuständige Senator Jürgen Zöllner.