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Hausärzte als Lotsen im Gesundheitssystem

Von Brigitte Pechar

Politik
Beim Hausarzt sollen alle Befunde zusammenlaufen, fordert die Ärztekammer. Foto: Bbox

Der Hausarzt soll auf der E-Card eingetragen werden. | Anreizsysteme für Patienten sinnvoll. | Wien. "Allgemeinmediziner brauchen einen Kompetenz- und Wertsteigerungsschub", erklärte Jörg Pruckner, Obmann der Bundessektion Allgemeinmedizin in der Österreichischen Ärztekammer. Es bestehe sonst die Gefahr, dass vor allem am Land der Beruf immer unattraktiver wird. Die Einkommen der Allgemeinmediziner stagnieren, die Ärzte sehen sich durch Bürokratie überlastetet, die Betreuung älterer Menschen nimmt ständig zu. | Analyse: Ein neues Hausärztemodell könnte Synergien für alle Beteiligten schaffen


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Rettung erhofft sich die Ärztekammer von einem neuen Hausarztmodell. Bei diesem sollen in Zukunft alle Fäden zusammenlaufen. Der Hausarzt, der Allgemeinmediziner oder Facharzt sein kann, soll als Lotse im System dienen, wodurch unnötige Mehrfachuntersuchungen vermieden werden können, erklärte Günther Wawrowsky, Vizepräsident der Ärztekammer.

Keinesfalls sehen sich Hausärzte als "Gatekeeper" - wie in England -, die verhindern, dass Patienten andere Ärzte aufsuchten. Wawrowsky legt großen Wert darauf, dass die freie Arztwahl erhalten bleibt. Allerdings sollten Patienten pro Quartal nicht mehr vier Fachärzte verschiedener Richtungen frei auswählen können, sondern nur noch einen. Für die anderen Facharztbesuche bräuchte man dann die Überweisung des Hausarztes.

Das mache aber durchaus Sinn, denn es gehe bei Überweisungen nicht um Papierkram, sondern darum, dem Facharzt bestimmte Fragestellungen mitzugeben. Dass eine Beratung beim Allgemeinmediziner Sinn macht, bestätigte auch Andreas Sönnichsen, Vorstand der Allgemeinmedizin an der Paracelsus Privatklinik. Er erklärte, dass nur fünf Prozent jener Patienten, die ohne Zuweisung einen Kardiologen aufsuchen, tatsächlich eine Herzkrankheit haben, 95 Prozent dagegen würden alle kardiologischen Untersuchungen ganz unnötig durchlaufen, weil die Beschwerden nicht vom Herzen ausgingen - ein unnötiger Zeit- und Kostenaufwand.

Ärzte erwartenKostenreduktion

All das soll in Zukunft vermieden werden. Für das Hausarztmodell müssen aber noch die Sozialversicherungsträger und das Gesundheitsministerium gewonnen werden, denn es braucht die gesetzlichen Voraussetzungen.

Wie sieht dieses neue System konkret aus? - Der Hausarzt wird auf der E-Card als solcher registriert. Er erhält alle Befunde verpflichtend übermittelt. Das ermöglicht ihm die Zusammenführung der diversen Diagnosen zu einer Gesamteinschätzung. Diese Expertise soll natürlich von den Hausärzten nicht gratis erledigt werden. Eine Entlohnung könnte über einen Hausarztkoordinierungszuschlag erfolgen.

Auch ein Anreizsystem für Patienten wird angeregt: So könnten Patienten, die einen Hausarzt wählen, von der Rezeptgebühr befreit werden.

Die Ärztekammer sieht in diesem System nicht nur einen Beitrag dafür, der Bevölkerung die Allgemeinmediziner zu erhalten, sondern erwartet davon auch Kostenreduktionen für das System, beziehungsweise Verschiebungen vom Krankenhaus zum Hausarzt.