Tausende praktische Ärzte gehen demnächst in Pension. Wenn die Regierung untätig bleibt, droht ein Ärztemangel. Die SPÖ hat Lösungsvorschläge.
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Als ich in den 90er Jahren Medizin studierte, war unser Problem die "Ärzteschwemme". Rund drei Jahre mussten damals fertige Medizinstudenten auf einen Turnusplatz im Spital warten. Heute warten die Patienten auf den Arzt - und das oft sehr lang. In manchen Regionen Österreichs hilft auch das Warten nicht: Rund 200.000 Menschen haben gar keinen Hausarzt in der Nähe ihres Wohnortes. Und die Situation wird in Zukunft nicht besser: Von den rund 18.000 niedergelassenen Ärzten erreichen in zehn Jahren 48 Prozent das Pensionsalter, von den 7000 Ärzten mit Kassenvertrag sogar 55 Prozent.
Das heißt: In den nächsten Jahren werden tausende Allgemeinmediziner in Pension gehen, aber der Nachwuchs fehlt. Dabei gibt es genug Ärztinnen und Ärzte in Österreich, nämlich fast 45.000. Aber keine 4000 davon sind Hausärzte, und deren Zahl ist seit den 60ern ziemlich gleich geblieben. Wenn wir also nicht in eine gefährliche Versorgungslücke schlittern wollen, dann muss die Politik handeln.
Freilich gibt es nicht die eine Lösung - wir brauchen jedenfalls einen Mix an Maßnahmen, wenn wir bestehende Lücken füllen und die hohe medizinische Versorgung für alle erhalten wollen. Es war der damalige SPÖ-Gesundheitsminister Alois Stöger, der dieses Problem erkannt und mit Ländern und Sozialversicherung die Stärkung der Hausarztversorgung als klares Ziel der Gesundheitsreform formuliert hat. Es folgten weitere Maßnahmen wie die Reform der Ärzteausbildung inklusive Einführung der Lehrpraxen und die Schaffung der gesetzlichen Grundlagen für die neuen, regionalen Hausarztzentren.
Dieser Weg muss fortgesetzt werden und beginnt bei der Ausbildung, die praxisnäher werden muss, etwa durch Hausarztpraktika. Für Medizinstudenten und Jungärzte soll es Anreize geben, damit sie in Österreich bleiben und sich auch im ländlichen Bereich niederlassen. Möglich sind etwa Vorreihungen bei der Zuteilung von Ausbildungsplätzen, Landesförderungen und Unterstützung bei der Praxisgründung.
Den Beruf des Hausarztes müssen wir attraktiver machen. Für viele junge Ärzte, die Beruf und Familie vereinbaren wollen, ist es keine Option, als Einzelkämpfer tausende Patienten zu versorgen. Es gilt, die Arbeitsbedingungen des praktischen Arztes zu verbessern, etwa durch die Möglichkeit von Teilzeitarbeit oder die Entlastung von Bürokratie über eine Digitalisierungsoffensive.
Ein weiterer Ansatz ist, die Strukturen effizienter zu machen und Modelle der Zusammenarbeit wie gemischte Gruppenpraxen zu forcieren. Besonders die Primärversorgungszentren, die die SPÖ in der Regierung auf Schiene gebracht hat, müssen ausgebaut werden. Hier passiert leider von Seiten der ÖVP-FPÖ-Regierung viel zu wenig und zu langsam - obwohl die ersten dieser Zentren sehr erfolgreich sind. Eines ist jedenfalls klar: Keiner dieser Ansätze wird das Problem von heute auf morgen lösen können, manche werden erst in einigen Jahren wirken. Umso wichtiger ist, dass rasch gehandelt wird. Mein Versprechen: Ich werde weiter dafür kämpfen, dass alle Familien einen Hausarzt in ihrer Wohnumgebung haben - egal, ob sie in der Stadt oder auf dem Land leben.