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Haut und Darm - eine Symbiose

Von Alexandra Grass

Wissen
Die Darmschleimhaut mit Zotten und Bakterien.
© adobe stock / merklicht.de

Die beiden größten Organe des Menschen beeinflussen einander gegenseitig.


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Die beiden größten Organe des menschlichen Körpers sind untereinander sehr kommunikationsfreudig. Beiden ist ein besonderes Mikroklima eigen, das sich gegenseitig beeinflusst. Die Rede ist von der Haut und vom Darm, die in ständiger Wechselwirkung zueinanderstehen. Ist die Kommunikation zwischen ihnen gestört, zeigt sich das für nahezu jeden sichtbar auf der Körperoberfläche. Die Ursache für Veränderungen des Hautbildes sind für gewöhnlich schwer auszumachen. Ein Blick auf das Darmmikrobiom ist nicht selten des Rätsels Lösung, schildert die Ernährungswissenschafterin Renate Matzner-Hoffmann im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Sowohl die Haut als auch der Darm beinhalten dichte Gefäßstrukturen und viele Nervenfasern. Beide Organe bilden ihr eigenes Mikrobiom. Gemeinsam schützen sie den Menschen vor Schadstoffen - die Haut als äußere Barriere und der Darm mit seiner Schleimhaut als innere Barriere. Die Bakterienzusammensetzung ist nicht die gleiche, aber die Mikroben beeinflussen sich gegenseitig. Die Kommunikation erfolgt dabei auf verschiedenen Ebenen - über die Nervenzellen, das Immun-, Hormon- und Stoffwechselsystem. Diese interagieren miteinander, erklärt Matzner-Hoffmann.

Höhere Diversität gesünder

Von Bedeutung ist eine vielfältige Zusammensetzung des Mikrobioms. "Je höher die Diversität, umso gesünder ist man und ein umso schöneres Hautbild hat man." Ist das Gleichgewicht gestört kann es zu Hauterkrankungen wie Neurodermitis, Schuppenflechte oder Akne kommen. Aber auch andere Organe werden vom Darmmikrobiom beeinflusst. Etwa das Herz, die Niere oder die Leber. Ebenso werden der Insulinspiegel und das Körpergewicht dadurch gesteuert.

Aber auch das Mikrobiom selbst lässt sich beeinflussen und die Balance wiederherstellen. Die Expertin nennt dabei die fünf Säulen Ernährung, Schlaf, Bewegung, Stressmanagement und Giftbelastungen.

"Man darf nicht vergessen, dass wir eine extrem große Macht haben, durch Ernährung die Bakterien zu unterstützen, für den Körper wichtige Substanzen zu produzieren. Dazu zählen etwa Vitamine, kurzkettige Fettsäuren, aber auch Hyaluronsäure." Vitamine schützen vor freien Radikalen, Hyaluronsäure kann der Körper auch selbst bilden und sorgt für eine gute Elastizität der Haut und kurzkettige Fettsäuren wirken entzündungshemmend.

Sieben bis neun Stunden Schlaf fördern die Feuchtigkeit in der Haut. Durch Bewegung wird unsere äußere Hülle durchblutet sowie mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Das bei Stress ausgeschüttete Hormon Cortisol wirkt sich wiederum negativ auf das Hautbild aus, und die falschen Bakterien werden gefördert. Außerdem gilt es, Alkohol, Rauchen und Zucker stark reduzieren, im Idealfall gar völlig zu meiden.

Mittels Mikrobiomanalyse lässt sich die Zusammensetzung der Bakterien im Stuhl messen. Dabei lasse sich herausfinden, welche Bakterien in Verbindung stehen und welche schützend wirken, erklärt die Ernährungswissenschafterin, die auch für das Biotechnologieunternehmen myBioma tätig ist. Das Erkennen der Bakterienzusammensetzung sei von Bedeutung. Denn es mache keinen Sinn, "einfach irgendwelche Bakterien zuzuführen. Man muss zielgerichtet arbeiten, um die Darm-Haut-Achse verbessern zu können." Denn man sollte sich so ernähren, wie es für das persönliche Mikrobiom förderlich ist.

Häufig vergessen

Grundsätzlich seien Ballaststoffe ein "tolles Futter für die Darmbakterien". Auch Lebensmittel mit resistenter Stärke seien zu empfehlen - etwa Reis, Kartoffeln oder Kichererbsen. Zudem fermentiertes Gemüse wie Sauerkraut oder Miso sowie Gemüse wie Melanzani, Zwiebeln, Lauch Knoblauch oder Schwarzwurzeln.

Personen mit Hauterkrankungen haben auch häufig Probleme mit dem Darm und vice versa, erklärt Matzner-Hoffmann. Auf die Symbiose zwischen den beiden Organen wird allerdings häufig vergessen.