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Kundenakquise und Erschließung neuer Branchen immer wichtiger. | Dumping-Preise verzerren den Markt. | Bratislava. Vor kurzem hat das weltweit führende Executive-Search-Unternehmen Kern/Ferry International die Schließung seines Büros in Prag bekannt gegeben.
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Das ist das sichtbarste Anzeichen für eine Marktbereinigung unter den Headhuntern in den östlichen Nachbarländern.
Personalberater tun sich derzeit nicht nur wegen eines Auftragsrückgangs bei ihren Stammkunden schwerer als vor der Krise. In Zeiten deutlich steigender Arbeitslosigkeit ist außerdem auch gut qualifizierten Arbeitskräften ein sicherer, wenn auch nicht so gut bezahlter Job lieber als ein jederzeit kündbarer Spitzenposten. Somit ist es teilweise schwierig geworden ist, geeignete Fach- und Führungskräfte zu finden.
Headhunter müssen nun ein besonderes Durchhaltevermögen an den Tag legen, weil Kündigungen für sie auch bei wirtschaftlichen Engpässen eher die Ausnahme sein sollten. Schließlich kann sich ein gefeuerter Personalberater jederzeit selbständig machen und zum Konkurrenten werden.
Dies gilt zwar für alle Märkte, in Polen, Tschechien, der Slowakei und Ungarn zeigen sich jedoch verschiedene Charakteristika. Der weltweit führenden Personalberatung Heidrick & Struggles International zufolge gehören Polen und Tschechien zu den "Umsatzträgern", für Ungarn rechnet Kienbaum erst im kommenden Jahr wieder mit einer wachsenden Nachfrage nach qualifiziertem Personal.
Oliver Schmitt, der mit seinem Executive-Search-Unternehmen Teamconsult in Tschechien und der Slowakei vertreten ist, verzeichnet seit kurzem in Tschechien wieder Geschäftszahlen wie vor der Krise.
In der Slowakei hingegen stagniert das Geschäft. Dort werde es auch noch länger dauern, bis sich der Markt wieder erhole, so Schmitt. Ärgerlich sei, dass einige Personalberater derzeit mit Dumping-Preisen lockten und damit den Markt verzerrten.
Headhunter müssen momentan in zweierlei Hinsicht umlernen. Zum einen müssen sich viele von ihnen in Branchen wie IT, Pharma oder erneuerbare Energien neu orientieren, weil es etwa in der Automobilbranche nicht mehr so gut läuft wie in den Jahren zuvor.
Schlechte Karten ohne Netzwerk
Zum anderen werden sie längst nicht mehr so umworben wie in den vergangenen Jahren. Nun müsse "man mehr rausgehen und präsenter am Markt sein", um Kunden zu gewinnen, sagt Schmitt. Seit einiger Zeit gehört Teamconsult zum internationalen Headhunter-Netzwerk Glasford. Networking sei "kein Phänomen der Krise", werde aber immer wichtiger, um etwa an Kunden zu kommen, die zuvor in anderen Ländern mit Netzwerk-Partnern zusammengearbeitet haben.
Zudem geht es nicht ohne Ideenreichtum. So gewinnt das sogenannte Outplacement, das der schnellen und reibungslose Wiedereingliederung von Führungskräften dient, stark an Bedeutung.
Schmitt vermittelt seinen Auftraggebern derzeit vor allem Mitarbeiter für den Vertrieb. Im übrigen würden momentan durchaus auch Arbeitskräfte ausgetauscht, die sich zuvor nicht auf ganzer Linie bewährt hätten. Die Aufträge kämen vor allem von Banken und Automobilzulieferern, schlecht laufe es derzeit hingegen bei Rechtsanwälten oder Steuerberatern.