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Heftiges Tauziehen um die slowenischen Kommerzkunden

Von Andrea Pobst, Laibach

Wirtschaft

Seit dem EU-Beitritt Sloweniens am 1. Mai 2004 haben zwei weitere österreichische Banken - die BAWAG (Bank für Arbeit und Wirtschaft) und die BKS (Bank für Kärnten und Steiermark) - große Ambitionen, Marktanteile am slowenischen Bankensektor zu erobern.


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Slowenien zeichnet sich schon heute durch eine hohe Bankendichte aus. Dem slowenischen Bankenverband zu Folge bieten derzeit 18 Aktienbanken ihre Dienste an. Im Gegensatz zu anderen ost- und südosteuropäischen Ländern ist der Bankensektor nach wie vor mehrheitlich im slowenischen Eigentum. Nur 38% des slowenischen Marktes sind in ausländischer Hand, gemessen an den Mehrheitsverhältnissen gar nur 25%. Insbesondere österreichische Banken sind in Slowenien stark vertreten. Sowohl die Bank Austria-Creditanstalt, als auch Raiffeisen, die Hypo Alpe Adria, die Volksbank sowie die Kärntner Sparkasse mit Filiale - sie ist im Gegensatz zu den anderen nicht als Vollbank in Slowenien - bieten ihre Dienste an.

Zielgruppe Kommerzkunden

BKS und BAWAG richten ihr Augenmerk vorerst einmal auf den Kommerzkundenbereich. Joachim Reitmeier, designierter Vorstand der BAWAG in Slowenien, will ab Mitte 2005 vor allem mit einem exzellenten Verkaufsteam punkten, das mit langjähriger Erfahrung am Bankensektor, den entsprechenden slowenischen Marktkenntnissen sowie guten Kundenverbindungen aufwartet. Die BAWAG wird vor 2007, dem derzeit prognostizierten Jahr der Euro-Einführung in Slowenien, noch keine Filialen eröffnen. "Den Break-Even wollen wir aber im dritten vollen Geschäftsjahr erreicht wissen", so Reitmeier.

Kleine und mittlere Betriebe

Der Leiter der im November eröffneten BKS-Filiale, Bostjan Deman, hingegen setzt auf das speziell österreichische Know How seiner slowenischen Mitarbeiter. Denn in Slowenien, so sagt er, sind es vor allem österreichische Banken, die mit langfristigen Finanzierungen hier gutes Geld verdienen. Und genau da möchte die BKS anknüpfen. Denn immerhin wird innerhalb der nächsten acht Jahre mit einem Wachstum des Kreditvolumens von fast 20 Mrd. Euro in dem neuen EU-Mitgliedsstaat gerechnet. "Dazu wird sich die BKS vor allem auf Klein- und Mittelbetriebe sowie auf den Wohnbaubereich konzentrieren".

Stefan Vavti, Vorstandsmitglied der Bank Austria-Creditanstalt Laibach, sieht Slowenien allerdings schon jetzt als "overbanked". Die Zukunft des slowenischen Bankensektors ist für ihn vor allem durch einen Marktanteilskampf gepaart mit einem Verdrängungswettbewerb um die besten Bonitäten gekennzeichnet. "Mit dem Markteintritt von BKS und BAWAG wird dieser Wettbewerb nur noch mehr zugespitzt und zum Vorteil der Kunden wird das voraussichtlich zu einer Reduzierung speziell der Kreditmargen führen", erklärt der Firmenkundenvorstand gegenüber der "Wiener Zeitung".

Eine starke Konkurrenz stellen für Vavti aber auch die vielen lokalen, im slowenischen Eigentum stehenden Regionalbanken dar, die aufgrund ihrer guten Primärmittelsituation eine sehr gute Position im Retailbanking (Privatkundengeschäft) haben.

Folgt man den Plänen der neuen Regierung von Ministerpräsident Janez Jansar, so sind in der kommenden Legislaturperiode einige Privatisierungen slowenischer Unternehmen geplant. Inwieweit das aber am Bankensektor umgesetzt wird, ist jetzt noch schwer abzuschätzen. Michael Blin, Leiter des International Desks bei der Raiffeisen Krekova Bank in Slowenien, sieht die bevorstehenden Privatisierungs- und Konzentrationsprozesse jedoch als die große Herausforderung am slowenischen Bankensektor.