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"heifi2010": Neues in der Kommunikation

Von Christina Aumayr

Gastkommentare

Österreich hat gewählt und Heinz Fischer im Amt bestätigt. Und hätte die ÖVP nicht zum Weiß-wählen aufgerufen und die FPÖ mit Rosenkranz zumindest die eigene Stammklientel mobilisiert, wären auch mehr Menschen zur Wahl gegangen. Denn werden den Wählern attraktive Kandidaten (und zwar mehr als einer) geboten, die Emotionen und Themen über die Rampe bringen, gehen sie auch wählen.


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Der Fischer-Claim "Unser Handeln braucht Werte" war hier zu abstrakt und ließ die Frage offen, welche Werte gemeint sind. Auch die Fischer-Wahlkampf-Tour war so altbacken und konventionell, wie man das von einem SPÖ-Wahlkampf erwarten darf.

Dennoch hat die Fischer-Kampagne dank "heifi2010" neue Standards in der Wahlauseinandersetzung gesetzt. Warum? Weil sich eine Kampagne erstmals auf einen offenen und authentischen Dialog eingelassen hat und zwar dort, wo die Menschen ihn gnadenlos erwarten: Im Netz. Vor dieser Herausforderung kann man sich fürchten oder sich gezielt darauf einlassen wie Heinz Fischer und sein Team.

Bemerkenswert daran war, dass die Internet-Leute am Tisch der Entscheider saßen und mitentschieden haben. Alle Aktivitäten wurden auf das Internet abgestimmt und vice versa. Die Kommunikation in Richtung Online-Community fand primär über Videobotschaften statt. Die Clips wurden über Youtube verbreitet und auf allen Internet-Plattformen eingebunden.

Die Internetpräsenz wurde aufgeteilt in eine klassische info-lastige Website (heinzfischer.at) und eine Website für "Power-User" (heifi2010.at). Die User dieser Seite wollen sich einbringen und mitgestalten. Diese Multiplikatoren sind naturgemäß jünger, verspielter und mit hoher Web-Kompetenz ausgestattet. Diese Menschen haben ein "Megafon" in der Hand, sind bestens informiert und wollen auf hohem Niveau mitdiskutieren.

Mit "heifi2010" ist das gelungen, jede künftige Internetkampagne wird sich daran messen müssen. Noch ein paar Zahlen: Fischer hat bis heute über 17.700 Facebook-Fans, rund 200 Videos wurden über Youtube verbreitet, 6000 Mal haben Blogger zu Fischer gepostet und bis zu 2,9 Millionen E-Mails wurden an die Community verschickt.

Noch ein Satz zur Kampagne von Rosenkranz. Ein Paradebeispiel dafür, wie man es macht, wenn man das ausgerufene Wahlziel nicht erreichen will. Man nominiere eine Kandidatin des rechten Fundi-Flügels, verschrecke damit potenzielle ÖVP-Wähler, äußere sich zur Aufhebung des Verbotsgesetzes, um dann zwei Wochen später zu dementieren, und beklage dann die Schrecken einer "Hexenjagd". Sollte hinter dem Bauchfleck Kalkül stecken, um dem rechten Parteiflügel die Flügel zu stutzen, war es erst recht ein Schuss ins Knie. Führungsstärke sieht anders aus. Von einem Internet-Wahlkampf sowieso keine Spur.

Christina Aumayr ist studierte Kommunikationswissenschafterin und Geschäftsführerin von Freistil-PR.