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"Noch keine adäquate Technologie verfügbar." | Millioneninvestitionen wären nötig. | Brüssel. Mit ihrem Plädoyer für den Einsatz von Körperscannern greift die EU-Kommission ein heikles Thema auf. Als sie die neuen Detektoren vor fast zwei Jahren für die Sicherheitskontrolle auf Flughäfen zulassen wollte, erntete sie einen Sturm der Entrüstung. Womöglich gesundheitsschädlich und jedenfalls ein Eingriff in die Privatsphäre seien die "Nacktscanner". Sie blenden die Kleidung der Flugpassagiere per Millimeterwellen, Röntgen- oder Terahertzstrahlen aus, um nicht-metallische Gegenstände und Flüssigkeiten zu offenbaren, die am Körper getragen werden.
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Doch mit dem gescheiterten Terroranschlag des Unterhosenbombers im Dezember 2009 wendete sich das Blatt. Die EU-Innenminister konnten sich den Einsatz der neuen Scanner plötzlich grundsätzlich vorstellen. Freilich sind zumindest Österreich und Deutschland nicht allzu euphorisch: "Vorsichtig abwartend" sei das Innenministerium, sagte dessen Sprecher Rudolf Gollia zur "Wiener Zeitung". Noch gebe es keine Technologie, die wirklich den Anforderungen genüge. Betroffen wären alle internationalen Flughäfen des Landes, also Wien, Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt.
Nach internen Schätzungen wären zwischen 40 und 50 Geräte zu einem Anschaffungspreis von rund 150.000 Euro pro Stück notwendig, also Investitionen im Umfang von bis zu 7,5 Millionen Euro - und das ohne die nötigen Schulungen für das Sicherheitspersonal. Nach Schätzungen der EU-Kommission könnte der Stückpreis sogar bis zu 220.000 Euro betragen. Die Struktur der Sicherheitskontrollen am Flughafen Schwechat mit je einer Schleuse pro Gate sei für die Umrüstung mit den teuren Geräten denkbar ungünstig, hieß es.
"Erfolgreiche Tests"
Auch Gollia redete von notwendigen baulichen Anpassungen auf den Flughäfen. Österreich verfüge darüber hinaus über keine Erfahrungen mit Körperscannern. Bisherige Tests der Geräte in anderen Ländern seien niemals unter realistischen Alltagsbedingungen durchgeführt worden, also im Dauerbetrieb mit tausenden Passagieren. Jedenfalls sei eine EU-weit einheitliche Qualitätsnorm der Sicherheitskontrollen nötig, damit der Einsatz der Geräte Sinn mache, sagte Gollia.
Die EU-Kommission spricht in ihrem am Dienstag vorgestellten Bericht indes sehr wohl von erfolgreichen Testeinsätzen und plädiert für den flächendeckenden verpflichtenden Einsatz der Körperscanner, wie die "Wiener Zeitung" berichtete. Moderne Geräte zeigen die Kunden zudem nicht mehr nackt, sondern nur schemenhaft; verdächtige Gegenstände werden hervorgehoben. Von Gesundheitsschäden sei nicht auszugehen. Stattgefunden haben umfangreichere Tests in Finnland, Großbritannien, den Niederlanden, Frankreich und Italien.
Und außerhalb der Europäischen Union sind die Körperscanner längst im Kommen. Die USA haben bereits 200 Geräte im Einsatz und wollen bis 2014 auf 1800 Stück aufrüsten. Auch Kanada, Russland und Australien setzen schon auf die neue Technologie zur Vermeidung von Terroranschlägen.