Impfstatus als Kriterium: Laut einer Umfrage würden sich fast 50 Prozent der Jobsuchenden impfen lassen, wenn die Zusage davon abhängen würde.
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Gratis-Masken, Schnelltests, die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten: In der Corona-Krise haben zahlreiche Unternehmen vorbildlich reagiert, um die Gesundheit ihrer Belegschaft zu schützen. Laut einer Umfrage von StepStone unter rund 2000 Personen würden es fast 50 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch begrüßen, wenn sich ihre Firma um die Impfung gegen Covid-19 bemühen würde. 28 Prozent würden sogar eine Verpflichtung zur Impfung akzeptieren.
"18 Prozent würden eher kündigen, sollte der Arbeitgeber eine Impfpflicht einführen", sagte Nikolai Dürhammer, Geschäftsführer von StepStone Österreich, am Mittwoch anlässlich der digitalen Jobmesse "Your Next Step" vor Journalisten.
Impfstatus als Einstellungskriterium
Jobsuchende stehen einer Impfpflicht offener gegenüber. Fast die Hälfte (46 Prozent) würde sich impfen lassen, wenn das für eine Jobzusage verlangt wird. Ein Drittel aller Befragten findet, dass der Impfstatus kein Einstellungskriterium sein sollte.
Es geht dabei um ein heikles Thema. "Da werden die Gerichte entscheiden müssen", so Arbeitsrechtsexperte Michael Leitner. In Österreich ist - derzeit - von Gesetzes wegen niemand verpflichtet, sich gegen bestimmte Infektionskrankheiten impfen zu lassen. Lediglich in den steirischen Landeskrankenanstalten gebe es eine Masern-Impfpflicht für Mitarbeiter, die zum Beispiel auf Kinderstationen arbeiten, sagt Silvia Hruschka-Frank, Arbeitsrechtsexpertin der Arbeiterkammer Wien.
Im Bewerbungsgespräch besteht für Jobaspiranten keine Verpflichtung, Angaben zum Impfstatus zu machen. "Das geht den Arbeitgeber nichts an. Die spannendere Frage ist: Was passiert, man man lügt? Da wird es stark darauf ankommen, wo jemand beschäftigt ist, etwa im Gesundheitsbereich", so Hruschka-Frank. Potenzielle Arbeitgeber haben das Recht, die Bewerbung nicht zu berücksichtigen, wenn Bewerber keine Auskunft zum Impfstatus geben wollen. Hruschka-Frank würde es keinem Arbeitgeber raten, eine Impfpflicht einzuführen. Vielmehr sollte man auf Freiwilligkeit setzen. Das schaffe einen positiven Anreiz.
Einer aktuellen Umfrage unter 1.000 Führungskräften in Großbritannien zufolge würden sich 58 Prozent der befragten Manager wünschen, eine Coronaimpfpflicht für ihre Angestellten einführen zu dürfen.
Grundsätzlich sind Unternehmen verpflichtet, das Leben und die Gesundheit ihrer Mitarbeiter und Kunden zu schützen, unter anderem durch Hygienemaßnahmen. Das gilt auch und besonders in der Coronapandemie. In der Umfrage gaben 82 Prozent a n, überzeugt davon zu sein, dass ihre Gesundheit ihrem Arbeitgeber wichtig sei. 8 Prozent fühlten sich "absolut nicht geschützt".
Stimmung hat sich eingetrübt
Die Stimmung in der arbeitenden Bevölkerung war jedenfalls schon einmal besser. Laut der im Februar durchgeführten Umfrage ist fast jede zweite befragte Person heute unzufriedener mit ihrem Job oder ihren Jobaussichten als vor der Krise. Im Großen und Ganzen gut funktioniert hingegen das Arbeiten im Homeoffice.
Von den Über-50-Jährigen wollen 97 Prozent - also fast alle - weiterhin von zuhause arbeiten. 30 Prozent könnten sich vorstellen, unabhängg von Corona ausschließlich "remote" zu arbeiten. Bei den Unter-30-Jährigen sind es nur 87 Prozent bzw. 20 Prozent. Insgesamt haben seit Anfang der Corona-Krise drei Viertel der Befragten Homeoffice genutzt. 30 Prozent berichten von Einschränkungen der Komunikation mit den Kollegen. "Beim Homeoffice geht der soziale Aspekt verloren", meint Nikolai Dürhammer.
Im Recruiting hat sich in den vergangenen zwölf Monaten der Trend zur Digitalisierung weiter verstärkt. Ein Großteil des Bewerbungsprozesses findet online statt - für Bewerber und Unternehmen gleichermaßen herausfordernd. So haben 34 Prozent der Unter-30-Jährigen auf Jobsuche den Eindruck, sich beim Telefon- oder Videocall schlechter präsentieren zu können als im persönlichen Gespräch mit potenziellen Arbeitgebern. Die Über-50-Jährigen tun sich offenbar leichter, bei ihnen sind es nur 24 Prozent.(ede)