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Grabungsschwerpunkt heuer auf spirituellen und kulturellen Denkmälern in der antiken Metropole.
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Wien. Ein politisch bewegter Ort verschiedener Kulturen, die Prachtbauten und Kultstätten errichteten: Ephesos ist einer der bedeutendsten Häfen der griechisch-römischen Antike und eine der wenigen Großstädte aus dieser Zeit, die der archäologischen Forschung frei zugänglich sind. Die meisten anderen derartigen Juwele, wie Alexandria, sind von modernen Siedlungen überbaut.
Zu Wochenbeginn startete die Grabungssaison in der an der türkischen Westküste gelegenen antiken Stadt. Der Forschungsschwerpunkt liegt heuer auf dem Verhältnis des Tempels der Artemis zur Stadt, die dereinst 250.000 Einwohner zählte.
1863 begann der englische Architekt John Turtle Wood in Ephesos mit der Suche nach dem Artemision, einem der sieben Weltwunder. Er stieß auf die Marmorpflasterung des Tempels der griechischen Fruchtbarkeitsgöttin Artemis aus um 580 vor Christi. Seit 1954 wird ohne Unterbrechung gegraben. Nach der Freilegung antiker Ruinen, wie der Kuretenstraße oder der Celsus-Bibliothek, steht die Erforschung von 8000 Jahren Geschichte der einstigen Metropole an oberster Stelle.
"Überraschenderweise gibt es neben dem Artemision kein anderes Heiligtum in der Stadt. Wir haben nicht einmal Hinweise auf den griechischen Göttervater Zeus gefunden", betonte Grabungsleiterin Sabine Ladstätter am Dienstagabend vor Journalisten. Eindeutig sei hingegen die kultische Verehrung der Kaiser des Römischen Reichs. Man brachte den toten oder lebenden Herrschern Opfer dar, betete ihr Bildnis an und machte sie dadurch zu Gottkönigen. In Ephesos starten nun Grabungen am Tempel des Domitian, einer der Kaiserkult-Anlagen. "Eine unserer Fragen ist, wann dieser Kult endete", so Ladstätter.
Über das Ende der Artemis- Verehrung ist mehr bekannt. Bis in das erste Jahrhundert hinein war die Kuretenstraße, die vom ehemaligen Hafen in die Innenstadt führt, nicht mit Marmor gepflastert. Das ermöglichte einerseits Schwertransporte und andererseits die Artemis-Prozession mit Wägen. Die Römer verwandelten jedoch den Transportweg in eine mit Pfosten abgesperrte Fußgängerzone. Was nicht nur den Schwerverkehr, sondern auch die Artemis-Prozession aus der Innenstadt verbannte.
Glanzstück der Österreicher
Die Grabung in Ephesos gilt als Glanzstück des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI), das die Erforschung vergangener Kulturen des griechisch-römischen Kulturkreises im Mittelmeerraum, in der ehemaligen Donaumonarchie und Österreich zum Ziel hat. Bis 2014 ist ein Jahresbudget von 3,2 Millionen Euro festgeschrieben. Seit 1885 bemühen sich heimische Wissenschafter um die Erforschung des Ortes. Österreich hat für Forschungen in Ephesos in den vergangenen zehn Jahren rund 11,5 Millionen Euro ausgegeben. Private Mittel werden über die "Ephesos Foundation" und den Verein "Freunde von Ephesos" lukriert.