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Der Pferdeschwanz und der Ohrring sind weg, mit denen Bernard Kerik sich in den 80er Jahren als verdeckter Drogenfahnder im New Yorker Milieu tummelte. Heute erscheint der designierte US-Heimatschutzminister mit Glatze und Schnauzbart. Den rüden Ton, mit dem er sich einst als Streifenpolizist auf den gefährlichsten New Yorker Straßen Respekt verschaffte, hat er aber noch drauf. Das gefällt Präsident George W. Bush.
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Die schillernde Biografie des Ex-Polizisten, Sohn einer später ermordeten Prostituierten, der sich gegen alle Widrigkeiten hoch arbeitete, ist ganz nach Bushs Geschmack. Kerik brach die Schule ab, meldete sich zur Armee, arbeitete als Wachmann in Saudiarabien und Gefängnisaufseher in New Jersey, ehe er 1985 in New York Polizist wurde. 1993 wurde der charismatische Ex-Bürgermeister Rudolph Giuliani auf den energischen Beamten aufmerksam, der ihm als Leibwächter zur Seite gestellt worden war.
Der Bürgermeister ließ den jungen Mann schnell befördern und machte ihn 2000 zum Chef der 40.000 Mann starken New Yorker Polizei. Kaum ein Jahr später kam Keriks Nagelprobe: Am 11. September 2001 rückte er persönlich zum World Trade Center aus, nachdem das erste von Terroristen entführte Flugzeug in dem Wolkenkratzer explodiert war. Als die zweite Maschine einschlug, entkam er herabstürzenden Gebäudeteilen nur mit knapper Not.
Zusammen mit Giuliani erntete Kerik höchste Anerkennung für die Polizeiarbeit nach den Anschlägen. Mit Giulianis Amtsende im Dezember 2001 nahm auch er seinen Hut. Kerik wurde ein gefragter Gastredner, und dachte über eine Politkarriere als Gouverneur von New Jersey nach. Im vergangenen Jahr berief Bush ihn als Ausbilder für die irakische Polizeitruppe nach Bagdad.
Oberster Anti-Terror-Beamter
Als Chef des Superministeriums mit 180.000 Mitarbeitern wird Kerik zum obersten Anti-Terror-Verantwortlichen des Landes. Aufgabe des Heimatschutzministers ist es, die Grenzen und Häfen zu schützen, die Sicherheit von Chemie- und Atomanlagen zu gewährleisten und Polizei und Nothelfer auf den schlimmstmöglichen Einsatz vorzubereiten. Der bisherige Minister Tom Ridge hatte alle Hände voll zu tun, das neue Ministerium vor zwei Jahren aufzubauen. 22 Abteilungen aus anderen Ministerien wurden dafür zusammengelegt.
Ridge gelang es nie richtig, den nötigen Respekt für sein Ministerium einzufordern. Seine Errungenschaft ist die Farbskala über das aktuelle Bedrohungsszenario im Land, die Menschen mehr verwirrt als aufklärt. Sein Aufruf, sich zu Hause einen Essensvorrat anzulegen und Klebeband zum Abdichten eines sicheren Raumes "für den Fall der Fälle" zu kaufen, verbreitete erst Panik und dann Endlosstoff für Karikaturisten. dpa
US-Botschafter bei UN geht
Unterdessen legte John Danforth sein Amt als US-Botschafter bei den Vereinten Nationen nach nur fünf Monaten nieder. Er war im Juli John Negroponte nachgefolgt, der Amerikas Botschafter im Irak wurde. Der 68-Jährige war zeitweise als Nachfolger für Außenminister Powell im Gespräch. Er will nun in den Ruhestand treten.