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In Wien sorgt der steirische SP-Landeschef Voves bei seiner Partei für Unmut, will er sich doch im Fall des Falles auch von der FPÖ zum Landeshauptmann küren lassen. Im "Wiener Zeitung"-Interview reagiert FPÖ-Obmann LR Leopold Schöggl kühl, aber nicht völlig abweisend.
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Übel will es Schöggl dem SPÖ-Chef in Wien nicht nehmen, dass der ihn Obmann einer "folkloristischen Bewegung" bezeichnet - und damit eine rot-blaue Koalition gerechtfertigt hatte: "Ich gehe davon aus, dass Gusenbauer mich nicht beleidigen wollte - er wusste wohl nicht, was er sagt. Wir sind heimatverbunden und nicht folkloristisch."
Ausschließen will aber auch Schöggl eine Zusammenarbeit nach den Landtagswahlen im Herbst genau so wenig, wie dies zuvor schon Voves getan hatte: "Möglich ist immer alles", aber zuerst seien die Wähler am Wort. Und dann würden die Inhalte entscheiden: "Im 'roten Power Plan' würden nur noch die Forderungen nach acht Stunden Sonnenschein täglich und Freibier für alle" fehlen, findet Schöggl derzeit aber wenig Schmeichelhaftes an den Profilierungsversuchen der Landes-SPÖ.
Die eigenen Wahl-Chancen beurteilt Schöggl vorsichtig-optimistisch: Der FPÖ-Sitz in der Landesregierung soll unbedingt gehalten werden. Dafür werden rund 10 Prozent der Stimmen notwendig sein, derzeit liegt die FPÖ noch bei 12,4 Prozent. Seine Hoffnung: "Die Leute wollen, dass es eine dritte Kraft in der Regierung gibt, die ÖVP und SPÖ auf die Finger schaut."
Was seine eigene Bilanz angeht, fühlt sich Schöggl gut gerüstet: Bei der Forschung sei viel weiter gegangen - "wir sind das Land mit den meisten Forschungszentren in Österreich". Auch im Infrastrukturbereich seien Projekte angegangen worden, "auf die die Leute zum Teil 30 Jahre gewartet haben", etwa die Grazer Flughafenanbindung oder die Koralm-Bahn. Vor dem Hintergrund der jetzt so diskutierten Idee, die Umweltverträglichkeitsprüfung für einige Großprojekte abzuschaffen, würde er sich ein "Infrastruktursicherungs-Gesetz" wünschen: Bei Vorhaben von europäischer Dimension kann es doch nicht sein, dass einfach der niederösterreichische Landeshauptmann sagt 'Das will ich nicht' - und dann geht nichts mehr", steckt der Stachel des Semmering-Basistunnels immer noch tief im steirischen Fleisch.
Gar nichts abgewinnen kann Schöggl jenem Flügel in der Bundes-FPÖ, der liebend gerne wieder auf die Oppositionsbank wechseln möchte. "Das Ziel einer jeden Partei muss es sein zu regieren, sonst geht einem irgendwann einmal die Luft aus - deshalb drängen ja auch die Grünen so sehr an die Macht." Die Arbeit der FPÖ in der Bundesregierung hält er dabei für besser als ihr Ruf ist. Besonders schmerzt ihn, dass die Erfolge zu wenig öffentlich wahrgenommen werden, "aber das ist wohl das Schicksal eines Juniorpartners", kennt sich Schöggl hier bestens aus.
Vorgezogene Neuwahlen auf Bundesebene schließt auch er dabei nicht aus: Entscheidend werde dabei sein, was die SPÖ mit ihrem Vorsitzenden macht, "denn 'Gusi' ist der Wunschgegner Schüssels".