Lehrer zu sein ist noch immer für viele ein Traumberuf. In einigen Bereichen sind die Aussichten, einen Job in Österreich zu bekommen, allerdings nicht sehr vielversprechend: Die Schülerzahlen sinken und in einigen Bundesländern besteht bereits jetzt ein Überschuss. In den Bereichen Informationstechnologie und teilweise auch bei den Naturwissenschaften bestünde allerdings ein Lehrermangel, erläutert Oliver Henhapel aus dem Bildungsministerium im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Die Abwanderung von Lehrern - besonders aus den westlichen Bundesländern - ins benachbarte Ausland sei kein besonders gravierendes Problem.
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Es gäbe zwar eine Sogwirkung, die durch den Lehrermangel in der Schweiz und in Bayern entstehe: "Die absoluten Abwanderungszahlen sind allerdings nicht so hoch", so Henhapel. "In Vorarlberg waren es letztes Jahr etwa 40, die in die Schweiz gegangen sind."
Anderer Ansicht ist da etwa die Unabhängige Bildungsgewerkschaft (UBG) in Vorarlberg. Sie hat sich vor etwa einem Jahr aus einigen unzufriedenen Lehrern geformt und verlangt, unter anderem einen Ausgleich der bei mehreren vorangegangenen Gehaltsverhandlungen erlittenen Reallohnverluste, eine Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen und eine besondere Unterstützung der Lehrer in Vorarlberg wegen der Abwanderungsgefahr. Für die Forderungen, wie etwa eine zehnprozentige Gehaltserhöhung über die nächsten Jahre, hat die UBG für heute zum Streik aufgerufen. 60 Schulen sagten ihre Unterstützung zu.
Von Seiten des Landes Vorarlberg wurde bereits die Erhaltung von Stellen im Pflichtschulbereich zugesagt, die zunächst von Einsparungen bedroht schienen. Sowohl von Seiten der Landes- und der Bundesregierung als auch von der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) und hier insbesondere von Seiten der Fraktion sozialistischer GewerkschafterInnen (FSG) wird der Streik abgelehnt. Er sei für die Ziele der LehrerInnen nicht hilfreich.
Auch viele Eltern sind gegen diese Maßnahme. Sie unterstützen die Forderung nach besseren Ausbildungschancen für ihre Kinder, aber Lehrer, die einen fixen Arbeitsplatz genießen, in Gehaltsforderungen zu unterstützen, sei für viele problematisch, wie Kurt Horwitz in einem Kommentar in den "Vorarlberger Nachrichten" schreibt.
Das Gehaltsschema der österreichischen LehrerInnen ist bereits länger Diskussionsthema. Im Bildungsministerium würden gerade Modelle ausgearbeitet, etwa für ein höheres Anfangsgehalt und einer Abflachung mit zunehmendem Dienstalter, wie Bildungsministerin Elisabeth Gehrer vor wenigen Wochen mitgeteilt hatte.
IT-Bereich unterbesetzt - Zu viel Deutsch/Geschichte
Die Situation der freien Lehrerstellen in Österreich lasse sich nicht auf die Formel zu viele LehrerInnen im Osten und zu wenige im Westen reduzieren, erklärt Henhapel der "Wiener Zeitung". "Es gibt starke Unterschiede in den verschiedenen Bereichen.
Im Informationstechnologiebereich fehlen Lehrkräfte, da wir mit unserem Gehaltsschema in direkter Konkurrenz zur Privatwirtschaft stehen", so Henhapel. Deshalb seien im Jahr 2000 Sonderverträge für IT-LehrerInnen zugelassen worden, damit die Jahre, die die Lehrkraft in der Privatwirtschaft gearbeitet hat, als Vordienstzeiten angerechnet werden. "Damit sie auf ein angemessenes Anfangsgehalt kommen", erläutert der Mitarbeiter des Bildungsministeriums. Außerdem sei mit Hilfe der Universitäten die Lehramtsausbildung Informationsmanagement eingeführt worden. Diese ziele jedoch nicht ausschließlich auf eine pädagogische Ausbildung ab, betont Henhapel.
Für die Fächerkombination Deutsch/Geschichte müssen angehende Lehrer zum Teil hingegen acht Jahre auf eine Anstellung warten. Es gäbe allerdings in allen Bereichen eine gute Kooperation zwischen den Bundesländern, so dass LehrerInnen in benachbarte Bundesländer vermittelt würden.
Im Pflichtschulbereich seien große Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern zu bemerken, erläutert Henhapel gegenüber der "Wiener Zeitung". In Kärnten und dem Burgenland, die bereits jetzt mit sinkenden Schülerzahlen zu kämpfen hätten, herrsche ein großer Lehrerüberschuss. Wegen dieser Entwicklung sei es auch nicht sinnvoll, in allen Bereichen die Klassenschülerhöchstzahlen zu senken, so Henhapel. "An den Volksschulen kann man das diskutieren, aber wir können jetzt nicht ein Viertel mehr Berufsbildende Mittlere und Höhere Schulen bauen, damit sie in ein paar Jahren leer stehen." Henhapel zitiert Statistiken der Statistik Austria, die besagen, dass die Zahl der Volksschüler bis zum Jahr 2010 um 50.000 sinken wird. Das wirke sich dann natürlich auch auf die oberen Schulstufen aus.
Nicht bewiesen sei die Meinung vieler Experten, dass die Klassenschülerzahlen mit der Leistung der Schüler zusammenhängen. Es sei viel wichtiger, dass die Vorkenntnisse der Klasse homogen sind, als dass möglichst wenig Schüler in der Klasse sind, ist Henhapel überzeugt. "Deshalb versucht die Ministerin, Leistungsstandards einzuführen."
Beilage: Ausschreibung der Lehrerstellen
In der heutigen Amtsblatt-Beilage zu "Wiener Zeitung" finden sich die österreichweit freien LehrerInnen- und ErzieherInnenstellen für das Schuljahr 2002/03. In der Aufstellung finden sich sowohl Teilbeschäftigungen (T) und Vertretungen (V) als auch Vollbeschäftigungen. Die Ausschreibungen sind zunächst in Schultypen und in sich dann nach Landesschulräten geordnet. Aufgelistet sind auch freie Bundessubventionsstellen an privaten und konfessionellen Schulen. Berücksichtigt sind alle Schultypen inklusive Blinden- und Gehörlosenanstalten, sowie Pädaks und Internate.