Finanzmarktaufsicht will Verordnung für Gewinne. | Wien. Die heimische Versicherungsbranche ist sauer. Die Generaldirektoren Konstantin Klien (Uniqa), Günter Geyer (Wr. Städtische), Wolfram Littich (Allianz) und Karl Stoss (Generali) drohten am Mittwoch bei einer Pressekonferenz des Versicherungsverbandes (VVO) damit, ihr Lebensversicherungsgeschäft in ein Nachbarland auszulagern und von dort aus den österreichischen Markt zu versorgen.
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Als Grund nennt VVO-Präsident Klien die "Bürokratie". Es gebe Bestrebungen im Umfeld der Finanzmarktaufsicht, die Flexibilität bei der Gewinnbeteiligung in der Lebensversicherung einzuschränken. Diese Flexibilität sei aber wichtig, um die Gewinnbeteiligung auch in Zeiten fallender Börsenkurse stabil zu halten.
In guten Börsejahren teilen die Versicherungen den einzelnen Polizzen weniger Gewinne zu, als sie eigentlich könnten. Dafür fahren sie die Gewinnbeteiligung in schlechten Jahren nicht drastisch nach unten. Trotz der vergangenen, sehr schwachen Börsenjahre fiel die Gewinnbeteiligung der heimischen Lebensversicherer nie unter 4 Prozent, sagt Allianz-Chef Wolfram Littich.
FMA will Transparenz
Bei der Finanzmarktaufsicht (FMA) sieht man das Thema Gewinnbeteiligung etwas anders. Die Versicherungswirtschaft habe die Ausschüttung der Gewinne in der Lebensversicherung in den letzten Jahren kontinuierlich nach unten gefahren, sagt FMA-Sprecher Klaus Grubelnik. Bis zum Jahr 1995 wurden Geschäftspläne von der Aufsicht nur genehmigt, wenn von den erzielten Gewinnen eines Jahres mindestens 85 Prozent an die Versicherten ausgeschüttet wurden. Mit dem EU-Beitritt Österreichs wurde die Genehmigungspflicht für Geschäftspläne hinfällig. Seitdem, so Grubelnik, wird den Versicherten immer weniger zugeteilt. In manchen Fällen sei der Satz auf 83 Prozent gesunken. Mit der schwachen Entwicklung der Kapitalmärkte in den letzten Jahren sei das allein nicht erklärbar.
Da man einen fairen Ausgleich zwischen den Interessen der Versicherten und den Interessen der Aktionäre der Versicherungsunternehmen schaffen wolle und überdies die Gewinnzuteilung auch transparenter machen wolle, überlege die FMA, diesbezüglich eine Verordnung vorzulegen. Darüber habe man die Versicherungen bereits informiert.
Geschäfte laufen gut
Im vergangenen Jahr konnte sich die Branche über mangelnde Gewinne jedenfalls nicht beklagen. Die Prämieneinnahmen wuchsen um 9,6 Prozent und damit deutlich stärker als die österreichische Wirtschaft. Insgesamt wurden über 15 Mrd. Euro an Prämien eingenommen, für Versicherungsleistungen wurden 8,64 Mrd. Euro ausbezahlt. Wachstumsmotor war einmal mehr die Lebensversicherung. Sie verbuchte bei den Prämieneinnahmen ein Plus von mehr als 15 Prozent auf 7,1 Mrd. Euro. Vor allem das Volumen der Einmalerläge ist im vergangenen Jahr enorm gewachsen, nämlich um 40 Prozent auf 2,1 Mrd. Euro. VVO-Präsident Klien nennt als Grund, dass die Gewinnbeteiligung derzeit im Vergleich zum Zinsniveau sehr attraktiv erscheint.