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Heimische Wirtschaft erholt sich

Von WZ Online

Wirtschaft

Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und das Institut für Höhere Studien (IHS) gehen davon aus, dass die rege Wirtschaftsentwicklung in der ersten Jahreshälfte auch im zweiten Halbjahr anhalten wird. Sowohl Wifo als auch das IHS haben ihre Wachstumsprognosen deutlich angehoben.


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Das heimische Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird 2010 um 2,0 (Wifo) bzw. 1,8 Prozent (IHS) zulegen, prognostizieren die Forscher. Im Juli gingen die Experten noch von einem realen Wachstum von nur 1,2 bzw. 1,5 Prozent aus. Auch für 2011 sind die Institute optimistischer: 1,9 bzw. 2,0 Prozent sollte das BIP wachsen. Bisher war man von 1,6 bzw. 1,9 Prozent ausgegangen.

Die Konjunkturforscher bewegen sich mit ihrer aktuellen Herbstprognose nunmehr auf demselben Niveau wie die Nationalbank (OeNB), die ihrerseits ihre Prognose für 2010 Anfang September auf 1,8 bis 2,0 Prozent erhöht hat. Die Konjunkturbelebung sollte auch die Lage am Arbeitsmarkt und der öffentlichen Haushalte verbessern. Doch seien die konjunkturellen Risiken weiterhin hoch, warnen die Forscher.

Getragen wird das Wachstum hauptsächlich von der starken Exportnachfrage. Um 11 bis 12 Prozent werden die Ausfuhren heuer zulegen. Bisher waren die Institute von 5,8 bis 7,3 Prozent ausgegangen. Aber auch die Warenimporte werden stärker zunehmen als bisher prognostiziert: Um 8,6 bzw. 8,5 Prozent sollte heuer mehr eingeführt werden. 2011 sollten sich die Zuwächse aber wieder auf 6,0 bzw. 5,9 Prozent verringern. Gesamt gesehen sei damit der Wachstumsbeitrag der Außenwirtschaft in beiden Jahren wieder positiv, so das IHS.

Die verfügbaren Realeinkommen werden laut Wifo 2010 und 2011 mit 0,8 und 0,6 Prozent wesentlich schwächer als das BIP wachsen. Da die privaten Haushalte aber über genügend Spielraum verfügten, sollte der Konsum robust bleiben und heuer um rund 1,0 Prozent zulegen. Das ist deutlich weniger als im Vorjahr mit 1,3 bis 1,5 Prozent Plus. Für 2011 geht das Wifo von einer geringeren Zunahme um 0,8 Prozent aus, das IHS erwartet dagegen eine Beschleunigung auf 1,2 Prozent..

Die Lage am Arbeitsmarkt hat sich laut den Wirtschaftsforschern wieder aufgehellt. Die Arbeitslosenrate dürfte 2010 gegenüber 2009 nach nationaler Definition von 7,2 auf 6,9 Prozent und im kommenden Jahr auf 6,8 bzw. 6,7 Prozent zurückgehen. Unverändert dagegen der erwartete Anstieg bei den Verbraucherpreisen. Hier wird ein Plus von 1,8 bzw. 1,7 Prozent in diesem und von 2,1 bzw. 2,0 Prozent im kommenden Jahr erwartet.

Mitterlehner skeptisch

Der Aufschwung sei "erfreulich, aber fragil", meinte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (V) am Freitag in einer Aussendung. Die Konjunkturdaten seien ein "wichtiges Signal für ein Durchstarten der Wirtschaft". Der Aufschwung sei allerdings noch nicht nachhaltig genug. Vor allem in der angeschlagenen US-Wirtschaft und im nach wie vor nicht reformierten Finanzsektor sieht Mitterlehner Unsicherheits-Faktoren.

Auch Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl bewertete die verbesserte BIP-Prognose als "erfreulich, aber kein Grund zur Euphorie". Sie zeige, dass Österreich auf dem richtigen Weg, aber die Erholungsphase noch nicht abgeschlossen sei. Leitl forderte weitere Anstrengungen für die Budgetsanierung und nachhaltige Strukturreformen bei Verwaltung, Gesundheit und Pensionssystem

Arbeiterkammerpräsident Herbert Tumpel sieht "in einer solchen Konjunkturlage" vor allem Bedarf nach einer Kräftigung der Binnennachfrage. Ohne Stärkung der Einkommen und spürbare Verbesserung am Arbeitsmarkt werde kein nachhaltiger Aufschwung eintreten: "In dieser Situation müssen Konsolidierungsmaßnahmen auf die Kaufkraft Rücksicht nehmen". Wenn der Staat nun durch den verbesserte Konjunktur mehr Geld einnehme, müsse das Geld in den Ausbau der Kinderbetreuung, Gesundheitsmaßnahmen zur Förderung der Arbeitsfähigkeit, in die Qualifizierung von Jugendlichen sowie die Förderung thermischer Sanierung investiert werden.