Zum Hauptinhalt springen

Heimische Wohnimmobilien sind stark unterbewertet

Von Rainer Sommer

Wirtschaft
Heimische Immobilien unter ihrem Wert gehandelt. Foto: bb

IWF verglich | 18 Industriestaaten. | Wien. Der weltweite Immobilienboom ist an Österreich offenbar spurlos vorübergegangen. Laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) sind österreichische Wohnimmobilien um sechs Prozent unterbewertet. Damit weist Österreich unter den 18 Industrieländern, die der IWF im aktuellen World Economic Outlook analysiert hat, die mit Abstand niedrigsten Bewertungen auf.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

An der Spitze stehen mit Überbewertungen zwischen 25 und 30 Prozent Irland, die Niederlande und Großbritannien, während der US-Markt nach den jüngsten Preiseinbrüchen nur noch um rund zehn Prozent überbewertet ist. Berechnet wurde eine "Hauspreislücke", wobei der IWF untersucht hat, inwieweit die Immobilienpreissteigerungen der letzten zehn Jahre nicht durch fundamentale Faktoren wie Einkommenszuwächse und Bevölkerungswachstum erklärt werden können. Bis auf Österreich und Kanada zeigen alle Länder zum Teil erhebliche Überbewertungen und sind dementsprechend anfällig für Preiseinbrüche und rückgängige Bautätigkeit.

Finanzierungszugang

Der wichtigste Grund für die unterschiedliche Entwicklung ist laut IWF die Einführung zahlreicher Finanzinnovationen, die den Zugang zur Immobilienfinanzierung für private Haushalte in den Ländern mit den höchsten Bewertungen stark vereinfacht habe.

Die USA, Dänemark, Australien, Schweden und die Niederlande weisen die am weitesten entwickelten Hypothekenmärkte auf, während Immobilienfinanzierungen in vielen Ländern Kontinentaleuropas schwerer zu erhalten wären. So würden in Österreich Immobilien typischerweise mit 60 Prozent des Marktwertes belehnt, in den USA hingegen zu 80 Prozent und in den Niederlanden sogar zu 90 Prozent.

Während in Österreich Hypothekarkredite in Summe nur rund 20 Prozent des Nationalprodukts erreichen, liegt diese Quote in Holland und Dänemark fast bei 100 Prozent und in den USA, Großbritannien und Australien bei 80 Prozent. In den Ländern mit starken Überbewertungen würden Immobilien auch als Sicherheit für Konsumkredite verwendet, wodurch sich die Abhängigkeit der Wirtschaft vom Immobiliensektor erhöht hat, so der IWF.