Aktuelle Studie der Arbeiterkammer. | Wifo: Anbaufläche wird steigen. | Wien. Beinahe jedes zweite Feld ein Rapsfeld? Umgerechnet auf den steigenden Bedarf an Biodiesel und die Ackerfläche in Österreich, wäre das 2010 der Fall, erklärt die Arbeiterkammer (AK) in einer Studie: Damit Österreich mit dem Biodiesel versorgt werden kann, würde der Bedarf an Raps an der gesamten heimischen Ackerfläche von 16 Prozent 2006 auf 41 Prozent im Jahr 2010 steigen.
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Denn seit dem 1. Oktober 2005 ist ein Anteil von 2,5 Prozent Biokraftstoff im Sprit verpflichtend, ab 1. Oktober 2007 werden es 4,3 Prozent und ab 1. Oktober 2008 5,75 Prozent sein. Vorerst wird nur Diesel substituiert.
Der Bedarf steigt also gemäß der Biokraftstoffrichtlinie - mit heimischem Raps kann dieser aber nicht gedeckt werden. "Es muss Rapssaat oder wahrscheinlich Pflanzenöl importiert werden", heißt es in der Studie. Im vergangenen Jahr wurden in Österreich 55.000 Liter Diesel aus reinem Pflanzenöl verkauft, davon stammten gut 23.000 Liter aus dem Ausland. Dieser Anteil dürfte in den kommenden Jahren steigen.
Geeignetere Böden und vor allem ertragreicheres Saatgut bringen anderen Ländern, etwa Frankreich, Ungarn oder der Slowakei höhere Mengen als Österreich. Und dass Österreich hier so schnell nachziehen wird, ist unwahrscheinlich: Der Europäische Gerichtshof hat zwar erst Anfang Oktober das flächendeckende Verbot, gentechnisch veränderte Organismen in Oberösterreich anzubauen, gekippt. Franz Sinabell, Experte des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo), meint allerdings, dass "die Agrarpolitik derzeit Anreize setzt, damit kein gentechnisch verändertes Saatgut verwendet wird."
Mehr Rapsbauern?
Biodiesel wird auch künftig zu einem guten Teil aus dem Ausland stammen, auch wenn Sinabell davon ausgeht, dass mehr heimische Bauern als jetzt Raps anbauen werden: "Sollte die Biokraftstoffrichtlinie in ganz Europa umgesetzt werden, steigt der Bedarf an Biotreibstoff und somit wahrscheinlich der Preis dafür", meint er im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Sinabell schätzt, dass sich die Rapsanbaufläche von 2004 bis 2010 auf 60.000 Hektar verdoppeln könnte. Dass Raps-Landwirte durch diese Richtlinie überproportional Vorteile genießen könnten, sieht Sinabell differenziert: "Alle, die an der Produktion von Rapsmethylester beteiligt sind, wie beispielsweise Saatgut- und Düngemittelerzeuger, haben Vorteile."
Die AK verweist in ihrer Studie auf eine Aussendung des Agrarischen Informationszentrums: "Der stärkste Aufwind für die Rapspreise kommt von den Biokraftstoff-Herstellern, denn deren Rohstoffbedarf überstieg das Angebot an Rapsöl zuletzt deutlich und trieb die Preise damit kräftig in die Höhe" heißt es darin. Rapsöl zur prompten Lieferung kostete im Oktober 80 bis 90 Euro mehr als im Vorjahr.