Zum Hauptinhalt springen

Heimsieg als Last

Von Christian Mayr

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Was haben Andy Murray, Sebastian Vettel und Riccardo Zoidl gemeinsam? Sie haben am Wochenende nicht nur großartige sportliche Erfolge eingefahren, sondern dies auch auf heimischer Erde getan. Endlich, muss man im Fall von Murray dazusagen. Der Coup des Schotten auf dem heiligen Rasen von Wimbledon verdient ganz ohne Pathos den Titel "historisch", schließlich zogen seit dem letzten britischen Heimsieg 77 Jahre durchs Land. Eine Ewigkeit in einer Sportart, die sich seither rasend schnell weiterentwickelt hat - und wo den Gastgebern im Tennismekka am Ende stets nur die Gratulantenrolle blieb. Zu groß war auch die Last für frühere Spitzenspieler à la Greg Rusedski oder Tim Henman, die horrenden Erwartungen zu erfüllen. Auch das Motorsport-verrückte Deutschland sah seit 2006, als ein gewisser Michael Schumacher triumphierte, keinen deutschen Sieger mehr auf einer Heimstrecke. Bis am Sonntag Vettel auf dem Nürburgring diesem Mini-Fluch ein Ende setzte. Bei dem dreifachen Weltmeister und 30-fachen Grand-Prix-Sieger war dies wohl weniger Überraschung denn Frage der Zeit. Anders der Sieg des jungen Oberösterreichers Zoidl bei der Österreich-Radrundfahrt, der getrost als sportliche Sensation gewertet werden kann. Zusammen mit seinem kleinen Team konnte er die gesamte (potente) Konkurrenz ausstechen. Und sorgte schließlich für Begeisterungsstürme im Ziel. Denn wer ein kompletter Champion sein will, muss auch vor heimischem Publikum siegen können.