Grünes Licht für Krusovice-Kauf. | Weitere Zukäufe im Osten "in den nächsten Monaten". | Brau Union hofft auf Zielgruppe "Frau". | Wien. "Warum nicht Budweiser? Wir haben gehört, dass der tschechische Wirtschaftsminister die staatliche Budweiser-Brauerei verkaufen will - das interessiert uns selbstverständlich, auch wenn das gleichzeitig hochgehaltene Preisschild, lautend auf rund eine Milliarde Euro, doch eher wieder abschreckt": Nico Nusmeier, Präsident der von Wien aus gesteuerten Zentral- und Osteuropadivision des niederländischen Bierkonzerns Heineken sieht bei der weiteren Ostexpansion des weltweit viertgrößten Bierkonzerns ein eher noch höheres Tempo als bisher.
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Mehrere Zukäufe in den nächsten sechs bis 12 Monaten seien zu erwarten, sagte Nusmeier, ohne konkrete Projekte zu nennen. Und zwar sowohl in Märkten der Region, in denen Heineken schon aktiv ist, als auch in neuen Ländern. Etwa in der Ukraine, wo man noch keine Produktionsstätte hat und den "sehr interessanten" Markt nur mit Importen versorgt, während man in Russland mit zehn Brauereien schon auf einen Marktanteil von 13 Prozent kommt.
Erst am Montag hat die tschechische Kartellbehörde grünes Licht für die Übernahme der Brauerei Krusovice nahe Prag gegeben. Heineken, dem schon Starobrno gehört, wird mit dem Kauf der traditionsreichen 700.000-Hektoliter-Brauerei Krusovice - um einen nicht genannten Betrag von der deutschen Radeberger - mit 8 Prozent Anteil die Nummer drei auf dem tschechischen Biermarkt.
CEE bleibt Ertrags#und Wachstumsperle
Die Region Zentral- und Osteuropa - inklusive der Riesenmärkte Deutschland und Russland - war auch im ersten Halbjahr 2007 mit einem um knapp 12 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro gestiegenen Umsatz und einem um gut ein Drittel auf 207 Millionen Euro gestiegenen operativen Ergebnis (Ebit) die Wachstums- und Ertragsperle des Konzerns. Die Region Central & Eastern Europe - offiziell heißt die Firma immer noch Brau Union AG, in Zukunft soll aber langsam das neue Logo mehr in den Vordergrund rücken - ist mit gut 46 Prozent am Gesamt-Bierausstoß von zuletzt weltweit mehr als 58 Millionen Hektolitern die bei weitem größte und volumenstärkste Heineken-Region. 53 Brauereien, 9 Mälzereien und mehr als 25.000 Mitarbeiter in 13 Ländern zählen mittlerweile dazu.
In den ersten sechs Monaten 2007 machte allein der Absatz-Zuwachs in der CEE-Region in Hektolitern mehr aus als der gesamte Halbjahres-Absatz der heimischen Braustätten der Linzer Brau Union Österreich. Die hat den Bierverkauf von Jänner bis Juni 2007 um 1,5 Prozent auf mehr als 2,2 Millionen Hektoliter gesteigert.
Brau Union-Österreich-Chef und CEE-Vorstandsmitglied Markus Liebl ist damit durchaus zufrieden - "das schöne Wetter hat mitgeholfen" - und erwartet auch für das Gesamtjahr ein "kleines Plus" im doch sehr "entwickelten", sprich "gesättigten" heimischen Markt. Liebl setzt seine Wachstumshoffnungen hierzulande daher vor allem auf neue, höherpreisige Produkte und vor allem auf die Frauen als Zielgruppe. "Wir wissen, dass drei Viertel der österreichischen Männer mindestens einmal pro Woche Bier trinken, von den Frauen trinkt aber nur jede Dritte mindestens ein Bier pro Woche". Die weibliche Kundschaft soll daher verstärkt mit neuen, trendigen Sorten angesprochen werden, meint Liebl, dem der Erfolg des im Mai neu eingeführten ersten österreichischen "flavoured beer" in diesem Zusammenhang "viel Freude" macht: 1,5 Millionen Flaschen des "Zipfer Lemon" wurden schon ausgeliefert.
Sorgen mit knapper, teurer Gerste
Trotz der in den letzten eineinhalb Jahren mehr als verdoppelten Rohstoffkosten - vor allem die Gerste macht Sorgen, weil sie noch dazu nach schlechten Ernten knapp ist - will die Brau Union ihre Biere in Österreich heuer nicht nochmals verteuern. Im Frühjahr hatte man die Preise im Schnitt um drei bis vier Prozent angehoben.
Einen Teil der gestiegenen Kosten werde man aber wohl im kommenden Jahr nicht mehr mit Produktivitätssteigerungen abfangen können. Die Bierpreise sollten aber jedenfalls "unterhalb der allgemeinen Inflationsentwicklung" steigen, verspricht Nusmeier.