Zum Hauptinhalt springen

Heinos hartes historisches Wissen

Von Christina Böck

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

"Mein Heino ist eine richtig coole Sau geworden", freute sich Hannelore, die ebenfalls nachnamenlose Frau des blonden Barden mit der Sonnenbrille, vor ein paar Tagen. Da war die neue Platte von Heino herausgekommen, auf der er Pop-Songs von den Ärzten oder Rammstein singt. Diese wurde im Vorfeld von empörten Aufschreien der Künstler begleitet, die sich beklagten, Heino hätte sie nicht um Erlaubnis gefragt. Manch Kritiker freilich freute sich ob der unerwarteten Dekonstruktionsarbeit. Heino schaffte mit "Mit freundlichen Grüßen" einen Rekord: Noch nie wurde das Album eines deutschen Künstlers in den ersten drei Tagen so oft legal runtergeladen. Da war die Frage der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" naheliegend, ob sich Heino noch eine solche Platte vorstellen könne: "Wenn ich jetzt tot umfalle, ist es das letzte Album gewesen. Aber noch bin ich ja hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder und flink wie ein Windhund."

Das ist bekanntlich ziemlich wortgleich die Idealvorstellung, die Adolf Hitler von der nationalsozialistischen Jugend hatte. Heinos Manager sagte auf empörte Anfragen: "Dieser historische Zusammenhang ist uns nicht bewusst, und Heino hat es auch nicht in diesem Zusammenhang gesagt." Nun wäre es ja noch glaubwürdig, dass einer der von ihm gecoverten jungen Künstler dieses Zitat nicht kennt, aber dem 74-jährigen Schlagersänger nimmt man das nur schwerlich ab. Klingt eher nach einer schiefgegangenen absichtlichen Provokation. Oder muss man seinen einstigen Hit "Schwarzbraun ist die Haselnuss, schwarzbraun bin auch ich" in neuem Lichte sehen?