"Aktive Frauenpolitik" zu betreiben hat sich Maria Rauch-Kallat auf ihre Wunschliste gesetzt, als sie vom ÖVP-Generalsekretariat ins Sozialministerium wechselte und Frauenminister Herbert Haupt ablöste. Vom Jammern hält sie wenig, die gesetzlichen Rahmenbedingungen bewertet sie sehr positiv. Dass für die Bewusstseinsbildung noch einiges zu tun sei, räumt allerdings auch sie ein.
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Sie selber hat es auch nicht lange zu Hause ausgehalten. Daher habe sie kurze Zeit nach der Geburt ihrer Tochter wieder zu arbeiten begonnen, erzählt Maria Rauch-Kallat. Doch die Möglichkeit, in Karenz zu gehen, müsse für jede Frau gegeben sein. Daher teilt die Frauenministerin den Standpunkt nicht, dass die Einführung des Kinderbetreuungsgeldes aus Sicht der Frauenpolitik kontraproduktiv, weil eventuell karrierehemmend, sei.
"Da muss jede Frau abwägen, was wichtiger ist", meint Rauch-Kallat. "Niemand wird gezwungen, zweieinhalb Jahre zu Hause zu bleiben. Aber wer will, soll diese Möglichkeit haben." Gleichzeitig verweist sie auf das Wohl des Kindes - mit der Frage, ob die Anwesenheit der Mutter nicht oft wünschenswert wäre. Dies lässt sie zwar unbeantwortet, gibt aber zu bedenken: "Es ist ja nicht so, dass die Entwicklung der letzten Jahre so gewesen wäre, dass sich alles zum Besten entwickelt hat, was die Verhaltensauffälligkeiten von Kindern betrifft. Die Frage ist: Wie kann ich Kindern die bestmöglichen Entwicklungschancen geben und gleichzeitig Eltern Berufstätigkeit ermöglichen, ohne dass sie auf ewig aussteigen müssen?" Was von anderer Seite kritisiert wurde, sieht die Frauenministerin dabei als Chance. Dass der Kündigungsschutz ein halbes Jahr kürzer ist als die maximale Dauer des Kindergeldbezugs, sei ein "Anreiz für den Wiedereinstieg".
Doch auch wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen positiv zu bewerten seien - "tatsächliche Gleichstellung" zwischen Männern und Frauen gibt es laut Rauch-Kallat weder beim Einkommen noch bei den derzeit gehandhabten Formen der Aufstiegschancen. Wobei die Frauenministerin aber auf das Motto "Handeln statt Jammern" setzt. Denn "das Gros der österreichischen Frauen ist gut qualifiziert, gut ausgebildet, hat in der Zwischenzeit in der schulischen und universitären Bildung mächtig aufgeholt. Sie müssen aber verstärkt darauf aufmerksam gemacht werden, wo mögliche Fallen sind; dass sie in ihrem Lebensmodell - was ihre Versorgung anbelangt - zurückgeworfen werden können." So müsse das Bewusstsein gestärkt werden, dass Frauen für ihre Lebenssituation und für sich die Verantwortung übernehmen müssen. "Auch wenn sie sich zu einer Partnerschaft entscheiden und heiraten, ist das keine Lebensversicherung."
Anzusetzen sei aber bereits beim Berufseinstieg. So beschränken sich Frauen öfter "auf zwei, drei Berufsfelder und steigen seltener in besser bezahlte IT-Berufe beispielsweise" ein. Daher sollen Mädchen verstärkt für technische Berufe interessiert werden. Und um geringere Aufstiegschancen für Frauen auszugleichen, müssten Mentoring-Programme und Netzwerke her. Gefragt sei auch Mut, sich zu bewerben.