Zum Hauptinhalt springen

Heiße Eisen in neuen Händen

Von Stefan Melichar

Wirtschaft
Der Sanierungserfolg bei der Kärntner Hypo hängt auch von der Entwicklung des Marktumfeldes ab. Foto: ap

Künftiger Chef der Verwertungstochter soll Beteiligungen fit für Verkauf machen. | Kreditrisiken von mehreren hundert Millionen Euro zu entschärfen. | Wien. Ein halbes Jahr nach der Notverstaatlichung der Hypo Group Alpe Adria packt Neo-Chef Gottwald Kranebitter nun einige der heißesten Eisen im Bilanz-Hochofen der Kärntner Bank an.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Die Hypo Alpe Adria Beteiligungen GmbH - eine Sub-Subtochter des Instituts, in der viele besonders problematische Geschäftsfälle liegen (die "Wiener Zeitung" berichtete) - fungiert mittlerweile als Verwertungsgesellschaft. Momentan sucht die Hypo für diese auch einen eigenen Restrukturierungsmanager.

Die Ausschreibung für den neuen Geschäftsführer der Beteiligungen GmbH läuft bis 20. Juli. Kranebitters Auftrag an den künftigen Manager ist klar: "Wir hoffen, dass die betroffenen Fälle restrukturiert und mittelfristig veräußert werden können", so der Hypo-Chef im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Dabei steht für die Kärntner Bank viel auf dem Spiel. Derzeit schlummern in den bei der Beteiligungen GmbH angesiedelten Projektgesellschaften insgesamt einige dutzend Millionen Euro an Beteiligungsrisiken und mehrere hundert Millionen Euro an Kreditrisiken.

Laut Kranebitter ist nicht auszuschließen, dass weitere Fälle dazukommen: Sobald es sinnvoll scheine, Firmenanteile, die als Sicherheiten für notleidende Kredite fungieren, zu verwerten, würden sie in die Gesellschaft übernommen, restrukturiert und verkauft.

Einfachere Verwertung

Dies hat die Hypo beim wohl prominentesten Sorgenkind der Beteiligungen GmbH, dem kroatischen Hotelprojekt Rezidencija Skiper, bereits vorexerziert. Angesichts eines notleidenden Kreditvolumens von kolportierten 240 Millionen Euro hat die Bank vor kurzem die restlichen 75 Prozent der Anteile an Skiper übernommen und ist nun Alleineigentümerin. Dies soll wohl eine Verwertung der Anteile vereinfachen. Ebenfalls in der Beteiligungen GmbH finden sich das skandalumwitterte serbische Immobilienprojekt Blok 67 sowie die vor vielen Jahren im Rahmen dubioser Grundstückskäufe erworbenen kroatischen Projekte AB Maris und Darija. Außerdem gehören mehrere verlustträchtige Verpackungsfirmen zum Portfolio - allen voran die kroatische Aluflexpack.

Viele der Projekte waren einst Teil der sogenannten Hypo-Consultants-Sparte, die Anfang 2007 verkauft wurde. Zahlreiche Problemfälle sind jedoch vor dem Verkauf aussortiert worden und in der Bank geblieben.

Die Bilanz der Beteiligungen GmbH für 2008 - die jüngste, die zugänglich ist - gibt den Anschaffungswert aller Beteiligungen der Gesellschaft mit 121 Millionen Euro an. Davon mussten 2007 und 2008 alles in allem mehr als 43 Millionen Euro abgeschrieben werden. Das negative Eigenkapital von 40,1 Millionen Euro Ende 2008 wurde von der Hypo International durch eine Patronatserklärung über 50 Millionen Euro abgedeckt, sonst wäre die Beteiligungen GmbH überschuldet gewesen.

Details zum Geschäftsjahr 2009 nennt Kranebitter nicht. Entscheidend sei nicht der Einzelabschluss der GmbH, so der Hypo-Chef. Es gehe vielmehr darum, nun die Kreditrisiken für den Gesamtkonzern zurückzuführen.

"Chance auf Erholung"

Ob dies ohne weitere Verluste möglich sein wird, hängt laut Kranebitter auch von der allgemeinen Marktentwicklung ab. Sowohl bei den Immobilienprojekten als auch bei den Verpackungsunternehmen sei es "notwendig, die Braut zu schmücken". Er sehe mittelfristig durchaus die Chance einer Werterholung, so der Hypo-Chef.

Kranebitter geht davon aus, dass die momentane Einschätzung halten werde. In diesem Fall wären sämtliche Ausfälle schon in den bereits gebildeten Risikovorsorgen enthalten. Falls dennoch zusätzliche Verlustpotenziale auftauchen, würden sie in der anstehenden Halbjahresbilanz ausgewiesen.