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Helden von Flug 93 verhinderten weitere Katastrophe Bush und Weißes Haus im Visier der Terroristen

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Washington - Einige Passagiere des Fluges 93, der Dienstagmorgen in Newark/New Jersey zu einem Überlandflug nach San Francisco gestartet und südlich von Pittsburgh in einem Feld abgestürzt war, haben offensichtlich durch ihr mutiges Eingreifen ein noch größeres Ausmaß von Terror verhindert. Aus mehreren Handy-Anrufen, die Reisende in dem gekaperten Flugzeug mit Angehörigen führten, geht hervor, dass eine Gruppe von Passagieren sich daranmachten, die Pläne der Entführer zu vereiteln.


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Die Boeing 757 mit 38 Flugästen, zwei Piloten und fünf Flugbegleiterinnen an Bord hatte schon beinahe das Gebiet der Großen Seen erreicht, als auf den Radarschirmen plötzlich eine abrupte Kehrtwende verfolgt werden konnte. Das Flugzeug nahm in südöstlicher Richtung Kurs auf Washington.

Per Handy rief der 31-jährige Jeremy Glick seine Frau Lyzbeth an und teilte ihr mit, dass das Cockpit in der Hand von drei Männern mit nahöstlichem Aussehen sei, die mit Messern und einer roten Box, die sie als Bombe bezeichneten, bewaffnet seien. Die Männer, die rote Kopfbänder trugen, hätten die Piloten, die Flugbegleiterinnen und die Passagiere in den Hinterteil des Flugzeuges gedrängt.

Lyzbeth Glick ihrerseits erzählte ihrem Mann, dass soeben ein anderes entführtes Flugzeug, das sich auf dem Flug von Boston nach Los Angeles befunden hatte, sich in einen der Türme des World-Trade Centers in New York gebohrt hatte.

Glick sagte daraufhin, dass er und andere Passagiere an Bord des Flugzeuges beschlossen hätten, ins Cockpit vorzudringen und die Terroristen zu überwältigen. Glicks Schwager sagte, dass es seinem Verwandten klar gewesen sei, dass ein Vorgehen gegen die Flugzeugentführer den fast sicheren Tod für alle an Bord bedeuten würde. Aber angesichts dessen, was kurz vorher in New York geschehen war, waren die entschlossenen Menschen an Bord von Flug 93 bereit, die Terroristen um jeden Preis von dem abzuhalten, was sie planten.

Während des halbstündigen Gesprächs, das Glick mit seiner Frau führte, hatte diese ihren Vater gebeten, von einem anderen Telephon aus das FBI anzurufen, das die 20 letzten Minuten des Gesprächs mitschneiden konnte.

Auch der 38-jährige kalifornische Geschäftsmann Thomas E. Burnett rief seine Frau Deena von Bord des gekidnappten Flugzeuges an und zwar gleich viermal. Während des ersten Gespräches beschrieb er die Entführer und teilte ihr mit, dass einer der Passagiere von den Hijackern mit einem Messer schwer verletzt worden sei und bat sie, die Polizei zu verständigen. Seine Frau erzählte ihm von der ersten Tragödie in New York. Burnett rief seine Frau kurz danach noch einmal an und sagte, dass der verletzte Mann an Bord gestorben sei und dass er und andere Fluggäste etwas unternehmen würden, um die Terroristen zu stoppen.

Wer auch immer in den letzten Minuten am Steuer von Flug 93 war, die Radaraufzeichnungen geben deutliche Hinweise, dass es an Bord einen heftigen Kampf gegeben haben muss. Innerhalb der letzten zwei drei Minuten gab es einige scharfe Wendemanöver. Zuerst flog es westwärts, dann in nördliche Richtung und dann wieder in westliche. Als es sich dem Bundesstaat Kentucky näherte machte es plötzlich eine scharfe Kurve nach Süden in Richtung Washington. Dann verlor das Flugleitungszentrum in Cleveland den Kontakt mit Flug 93, offensichtlich weil jemand an Bord den Transponder abgestellt hatte.

Der Flughafendirektor von Johnstown, Dennis Fritz, wurde von den Flugbehörden vor einem verdächtigen Flug gewarnt, als das Flugzeug sich seiner Stadt näherte und aufgefordert, den Tower zu evakuieren. Flug 93 endete auf einem Feld etwa 20 Kilomter südlich von Johnstown.

Mindestens ein dritter Passagier, Mark Bingham, rief, wie gestern berichtet, ebenfalls aus Flug 93 seine Mutter Alice Hoglan an, ohne aber darauf hinzuweisen, dass die Passagiere sich bereit machten, das Cockpit zu stürmen. Seine Tante Kathy ist aber überzeugt, dass der Rugbyspieler sicher bei einem derartigen Unternehmen mitgemacht hat.

Powell: Auch Weißes Haus Ziel der Terroristen

US-Außenminister Colin Powell bestätigte in der Nacht zum Donnerstag auch Berichte, nach denen der Amtssitz des Präsidenten im Weißen Haus und die Präsidentenmaschine Airforce One ebenfalls Angriffsziele der Terroristen gewesen seien. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Sean McCormack, sagte, das Flugzeug, das auf das Pentagon gestürzt sei, habe wahrscheinlich den Amtssitz des Präsidenten zum Ziel gehabt.

Diese Erkenntnisse erklären auch die Tatsache, dass Bush, der sich zum Zeitpunkt der Anschläge in New York in Sarasota/Florida aufgehalten hatte, nicht sofort nach Washington zurückgekehrt ist, sondern erst Stunden später nach zwei Aufenthalten in den Luftwaffenstützpunkten in Barksdale/Louisiana und Offutt/Nebraska.

Die Erkenntnisse machten aber auch eine Reihe von Evakuierungen von Bundesgebäuden notwendig, da man nicht wusste, was das Ziel der außer Kontrolle der Luftfahrtbehörden geratenen Flugzeuge war. U. a. waren auch das UN-Gebäude in New York und der Sitz des Obersten Gerichtshofes evakuiert worden.