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Bisher zwängten sich vor allem Männer in den engen Superheldenstrampler. Einzig auf der Streaming-Plattform Netflix konnte man einer rechtschaffen geplagten Superheldin - Jessica Jones - beim Zechen und Retten zusehen. Ein schickes Cape hat Jessica Jones nicht - aber so etwas hat dafür "Wonder Woman", die nächste Woche in unsere Kinos kommt. Bei uns darf sie einlaufen, die Amazone aus den DC-Comics. Im Libanon und in Tunesien darf sie das nicht. Dort wurde die Ausstrahlung von "Wonder Woman" nämlich verboten. Und zwar nicht etwa, weil der Film Gewalt verherrlicht, weil es übermäßig indiskrete Sexszenen gibt, noch nicht einmal, weil eines der Länder auf irgendeine Weise lächerlich gemacht wird oder sonst wie angegriffen wird. Das Verbot bezieht sich allein auf die Hauptdarstellerin, Gal Gadot. Sie ist Israelin, und weil sie den (verpflichtenden!) zweijährigen Wehrdienst geleistet hat, gilt sie in entsprechenden Ländern als mitverantwortlich für israelische Angriffe auf den Gazastreifen.
Das ist schade. Zeigt es doch am Beispiel eines banalen Hollywood-Actionfilms, dass ein Frieden im Nahen Osten so weit entfernt ist wie eh und je. Und es ist schade, weil nicht zuletzt Mädchen im Libanon und in Tunesien ein kraftvolles weibliches Vorbild im unaufgeregten Popkulturgewand durchaus gebrauchen könnten.
Man kann es freilich auch ganz unpolitisch vergeigen mit der Feminismus-Botschaft, wie ein Kino in Belgien, das Filmbesuchern ein Goodie-Bag überreichte, in dem sich unter anderem ein Putzschwamm und Werbung für Diätpillen befanden.