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Heldinnen, selbstverständlich

Von Christina Böck

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Wäre man böse, könnte man sagen, mit der Oscar-Nominierung des Films "Moonlight" hat die Academy eine ausgefuchste Wahl getroffen. Hat sie doch mit einem Schlag fast alle Kritiker milde gestimmt - denn die Hauptfigur ist ein Schwarzer und noch dazu schwul. Noch zufriedenstellender wäre nur gewesen, wenn es auch noch eine Frau gewesen wäre. Zur Erinnerung: 2016 gab es harsche Proteste dagegen, dass bei den Oscars kein einziger schwarzer Künstler nominiert war. Gleichzeitig bemerkte eine breite Öffentlichkeit, dass in Hollywoodfilmen weibliche Hauptfiguren Mangelware waren. Heuer haben von neun für den besten Film nominierten Werken zwei eine weibliche Hauptfigur: "Arrival" über eine Linguistin, die mit Aliens spricht, und "Hidden Figures" über Frauen bei der Nasa.

Es scheint, als würde die oft als abgehoben bezeichnete Oscar-Akademie doch tatsächlich das Produktionsgeschehen eines Jahres abbilden. Denn eine Studie hat nun analysiert, dass 2016 mehr weibliche Hauptprotagonisten in US-Filmen ("Star Wars", "Ghostbusters") zu sehen waren. Die Studie ignoriert aber einen besonders erfreulichen Nebenschauplatz: Vor allem in animierten Kinderfilmen - von "Vaiana" über "Findet Dory" und "Trolls" bis "Zoomania" - waren Mädchen, ob menschlich oder tierisch, die Heldinnen. Das sorgt nicht nur für die subtile Schaffung von Selbstbewusstsein bei jungen Kinobesucherinnen, sondern auch dafür, dass die Burschen solche Konstellationen von Anfang an selbstverständlich finden. Mit dieser Saat ausgestattet, sollten unsichtbare Frauen in der nächsten Generation kein Thema mehr sein.