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Es ist ein Schock, der nur damit vergleichbar wäre, wenn der ORF den "Moneymaker" einstellen würde. Am Freitag wurde bekannt, dass die ARD gedenkt, die Langzeitserie "Lindenstraße" zu beenden. Die letzte Folge wird 2020 ausgestrahlt werden - nach gut 34 Jahren. Ein Aufschrei gellte durch die Sozialen Medien, doch er hatte nicht viel mehr als rein nostalgische Schlagkraft. Denn viele, die um die Serie trauern, haben sie lange nicht mehr jeden Sonntagabend eingeschaltet. Das ist auch die Begründung der ARD: "Das Zuschauerinteresse und unvermeidbare Sparzwänge sind nicht vereinbar mit den Produktionskosten für eine solch hochwertige Serie."
Das klingt nachvollziehbar, ist aber trotzdem bedauerlich. Nicht, weil die "Lindenstraße" so eine kulturgeschichtlich wichtige Errungenschaft wäre. Nicht einmal, weil diese Serie die erste im deutschsprachigen Raum war, die sich mit einer konsequenten Nonchalance gesellschaftlichen Themen aus den Randbereichen gewidmet und sie so recht unaufgeregt zum Mainstream gemacht hat - das aufsehenerregendste Beispiel dafür ist sicher die damals schwer tabuisierte Aids-Erkrankung einer Figur bereits in den späten 1980ern.
Nein, die "Lindenstraße" wird abgehen, weil sie ein Prinzip verkörpert, das heute nicht nur im Fernsehen verloren geht: Verlässlichkeit, Beständigkeit und eine fast enervierende Langsamkeit. Irgendwann wird das wieder modern werden. Und dann wird man sich wehmütig an Mutter Beimer erinnern.