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Beim Computerspiel "Supermario Helicopter" geht es darum, dass die populäre Nintendo-Videospielfigur Supermario mit seinem Helikopter Geldmünzen einsammelt. Europas Supermario, Mario Draghi, bleibt vielleicht bald nicht mehr viel anderes beim Kampf gegen Krise und drohende Deflation, als Geld von einem Helikopter abzuwerfen, wie der Vorsitzende der US-Notenbank Ben Bernanke einmal scherzhaft vorgeschlagen hat. Was Bernanke prompt den Spitznamen "Helicopter Ben" eingetragen hat.
Die - durchaus ernsthafte - Idee dahinter: Die Notenbank Fed druckt Geld und bringt es unter die Leute. Notfalls, indem es der Notenbankchef höchstselbst vom Helikopter abwirft. Doch Europas Wirtschaft ist weder ein Computerspiel und zum Scherzen ist in der EZB in Frankfurt schon längst niemanden mehr zumute. Die Leitzinsen sind auf einem Rekord-Tief: 0,05 Prozent, das klingt fast danach, als sei zwar nicht das Geld, sehr wohl aber der Zins abgeschafft.
Legen Banken Geld lieber bei der EZB an, anstatt es in Form von Krediten in die Wirtschaft zu pumpen, müssen sie dafür inzwischen 0,2 Prozent an Zins bezahlen. Um den Finanzsektor auf die Sprünge zu helfen, kauft die EZB zudem weitere Anleihen. Mario Draghis Arsenal ist nun fast verschossen, wie ING-DiBa Chefökonom Carsten Brzeski in seiner jüngsten Analyse schreibt. Die nächste Eskalationsstufe wäre QE, quantitative easing, also monetäre Lockerung, bei der die EZB mit frisch gedrucktem Geld direkt Anleihen, auch Staatsanleihen aufkauft.
Doch diese Maßnahme, die in den USA einen Wachstumsschub gebracht hat, lehnt Deutschland strikt ab. Die Schulden der tief in den roten Zahlen stehenden Euro-Länder würden einfach in der EZB-Bilanz verschwinden, das Risiko auf alle Euro-Länder gestreut, warnt Berlin. Der Vorstand der Deutschen Bundesbank, Andreas Dombret, hat nicht unrecht, als er unlängst in einem Interview mit der "Wiener Zeitung" beklagte, dass die Fiskalpolitik und andere Politikfelder ihre Aufgaben nicht in gleichem Ausmaß erfüllen wie die Geldpolitik. Da geht es einerseits um notwendige Strukturmaßnahmen, es müssen aber auch Investitionsprogramme für die europäische Infrastruktur, Energiewirtschaft und Forschung aufgelegt werden, damit die Wirtschaft wieder in Schwung kommt. Ansonsten bleibt nur mehr, darauf zu hoffen, dass Supermario Euroscheine vom Helikopter abwirft.