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Hellenen in Aufregung

Von Heiner Boberski

Wissen

In Griechenland fand man das Grab einer bedeutenden Person aus der Zeit Alexanders des Großen.


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Wien/Athen. Die Entdeckung einer monumentalen Grabstätte aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts vor Christus hat in Griechenland helle(nische) Aufregung ausgelöst. Sogar Ministerpräsident Antonis Samaras ist vor zwei Wochen nach Amphipolis in die nordgriechische Provinz Makedonien gereist und hat von einem "außerordentlich bedeutenden Fund" gesprochen. Konkret geht es um einen etwa 30 Meter hohen Grabhügel nahe der auch durch das Standbild des "Löwen von Amphipolis" bekannten antiken Stadt, die im 5. und 4. vorchristlichen Jahrhundert als strategisch wichtiger Hafen umkämpft war. Ein marmorverkleideter Wall von 500 Meter Länge und bis zu drei Meter Höhe ist teilweise bereits freigelegt worden.

Das griechische Kulturministerium hat jüngst Bilder vom Eingang des Grabes freigegeben, den zwei jeweils mehr als 1,5 Tonnen schwere Sphingen versperren. Kulturminister Konstantinos Tasoulas sagte, man werde zu einem nahen Zeitpunkt ein umfangreiches Bild vom Inneren des Grabes haben.

Diesem Moment fiebern griechische Medien, internationale Fernsehteams, Schaulustige und Touristen entgegen. Man wittert eine Sensation. Während die Archäologen bewusst vorsichtig vorgehen - bei zu schnellem Ausgraben könnte die Decke des anscheinend gut erhaltenen und nicht geplünderten Grabes einstürzen -, machen bereits wilde Gerüchte die Runde. Dass an dieser Stelle zumindest eine hochrangige Person bestattet wurde, gilt als sicher. Laut griechischen Medien haben Geologen mittels Ultraschallgeräten drei große Hohlräume im Grab erkannt. Erste Spekulationen beziehen sich auf Mitglieder der Familie Alexanders des Großen oder auf seinen Admiral Nearchos. Dass die Überreste von Alexander dem Großen selbst hier ruhen, wie manche mutmaßen, halten Experten aus guten Gründen für äußerst unwahrscheinlich.

Der erfolgreichste Feldherr der Antike starb 323 vor Christus in Babylon im heutigen Irak. Sein einbalsamierter Leichnam bekam laut antiken Berichten in Ägypten seine letzte Ruhestätte. Die Bestattung erfolgte aber nicht in der dortigen Oase Siwa, wie es sich Alexander selbst gewünscht hatte. Auf Betreiben seines eine eigene Dynastie anstrebenden Generals Ptolemaios landete die Leiche zunächst in Memphis und dann in einem Mausoleum in Alexandria, wo sie im 1. Jahrhundert vor Christus in einen gläsernen Sarg gelegt wurde. Der Alexanderkult ging auch an römischen Herrschern wie Caesar, Augustus, Septimius Severus oder Caracalla nicht vorüber, von denen Besuche am Grab bezeugt sind. Im 4. Jahrhundert muss die Grabstätte bei Unruhen in der Stadt oder durch eine Naturkatastrophe zerstört worden sein. Der 407 verstorbene Kirchenvater Johannes Chrysostomos fragte in einer Predigt, auf die Vergänglichkeit alles Irdischen hinweisend, wer denn noch wisse, wo Alexanders Grab liege.

Frau und Sohn getötet

In den letzten Jahrzehnten haben immer wieder Archäologen versucht, das Alexandergrab sowie den Verbleib der Leiche zu lokalisieren, vorwiegend in Alexandria, aber auch in der Oase Siwa, in Usbekistan, ja sogar in Nordaustralien. Dass sein Grab in Makedonien liegt, wo man vor wenigen Jahren immerhin das Grab seines Vaters, Philipps II. von Makedonien, ausgegraben hat, nimmt kaum ein Experte an. Soweit man aber weiß, ist Alexanders Dynastie im Raum Amphipolis untergegangen. Um 300 vor Christus sind dort Alexanders persische Frau Roxane und sein Sohn und Erbe Alexander IV. durch den Diadochen Kassander (Kassandos) getötet worden.

Die Lösung des Rätsels liegt wohl im Inneren der Gruft. "Inschriften und Gegenstände sagen uns Archäologen, wer in einem Grab begraben ist", erklärte die Archäologin Eleni Stylianou. Wichtig sei, dass das Grab nicht beschädigt und geplündert sei. Darauf deutet zwar am Eingang nichts hin, doch könnten Grabräuber auch über den oberen Teil des Hügels eingedrungen sein.

Das große Interesse im Lande der Hellenen widerspiegelt wohl neben einer möglicherweise grandiosen Entdeckung auch die Sehnsucht der Griechen, die triste ökonomische Gegenwart dank eines Relikts aus einer glorreichen Vergangenheit, das auch den Tourismus zusätzlich beleben könnte, in den Hintergrund zu drängen.