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Helmut Schmidt feiert seinen 80. Geburtstag

Von Thomas P. Spieker

Politik

Helmut Schmidt wird heute, einen Tag vor dem Heiligen Abend, 80 Jahre alt. Der ehemalige deutsche Kanzler bekleidete das Amt acht Jahre lang: von 1974 bis 1982. Die politische Bühne hat der | Sozialdemokrat auch nach seinem Sturz am 1. Oktober 1982 nie verlassen.


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Seit Mai 1983 ist er einer der Herausgeber der angesehenen Wochenzeitung "Die Zeit" , in der er sich regelmäßig zu Wort meldet.

Schmidts Regierungszeit war nicht geprägt von großen Visionen. Als er 1974 als Nachfolger Willy Brandts zweiter SPD-Kanzler wurde, war die Bundesrepublik innenpolitisch wie außenpolitisch auf klarem

Kurs. Aber das Erreichte drohte aus innenpolitischen und ökonomischen Gründen in Gefahr zu geraten. "Es war keine Zeit für Baumeister", resümiert "Zeit"-Mitherausgeber Theo Sommer.

Krisenmanagement war gefragt. Und dafür war der energische Studienratssohn aus Hamburg, der seinen oft scharf klingenden norddeutschen Akzent sehr bewußt einsetzt, der richtige Mann.

Innenpolitisch war Schmidt mit dem Terror der RAF konfrontiert. Wirtschaftspolitisch stand Deutschland Mitte der 70er Jahre unter dem Druck steigender Ölpreise. Turbulenzen auf den Finanzmärkten

versuchte Schmidt · gemeinsam mit dem damaligen französischen Präsidenten Valery Giscard d'Estaing · durch eine Stabilisierung der Wechselkurse zu begegnen. Das Europäische

Währungssystem wurde von beiden erdacht, vor wenigen Monaten wurden sie als Väter des Euro gewürdigt.

Außenpolitisch beunruhigte ihn, daß die damalige Sowjetunion in den 70er Jahren immer mehr Nuklearraketen gegen den Westen richtete. Der deutsche Kanzler entwarf das Konzept des sogenannten "NATO-

Doppelbeschlusses", mit dem die Aufrüstung mit gleichen Mitteln beantwortet, gleichzeitig aber in Verhandlungen für beide Seiten ein Verzicht auf die Mittelstreckenraketen angestrebt werden sollte.

Dieser Doppelbeschluß trug mit dazu bei, daß Schmidt sein Amt verlor. Er war der Öffentlichkeit kaum zu vermitteln. Die Friedensbewegung in Deutschland mobilisierte Hunderttausende, Schmidt

verlor die Unterstützung seiner eigenen Partei.

Anfang der 80er Jahre entfernte sich auch sein Koalitionspartner, die FDP unter Hans-Dietrich Genscher, immer mehr von der gemeinsamen Basis. Mit Vorwürfen gegen die sozialdemokratische

Wirtschaftspolitik begründeten die Liberalen 1982 die Aufkündigung der Koalition mit der SPD.

Am 1. Oktober 1982 wählte die FDP im Parlament gemeinsam mit den Christtdemokraten den damaligen Oppositionsführer Helmut Kohl (CDU) zum neuen Kanzler der Bundesrepublik. Kohl setzte den

"Doppelbeschluß" durch, Schmidt übernahm seine heute noch geliebte Rolle als "elder statesman".