Zum Hauptinhalt springen

Henry Dunant - Das Internationale Rote Kreuz

Von Marion Christa Nickel (Bürgerjournalistin)

Leserforum

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Dunant war unnachgiebig in seinen Ansichten, aber manchmal hilflos gegenüber seinen Mitmenschen. Das Leben des Henry Dunant war ein auf und ab, ein Wechselbad zwischen Erfolg und Misserfolg.
Doch seine Beharrlichkeit hat die Rotkreuzbewegung ins Leben gerufen und seine Ideen sind ihr noch heute Leitbild und Vision. Die Kriegsgräuel seiner Zeit machten Henry Dunant so zu schaffen, dass er durch ganz Europa reiste und Politiker sowohl Militärs aufforderte eine Organisation zu gründen, die den Kriegsverwundeten erste Hilfe brachte. Henry Dunant veränderte die Welt nachhaltig mit seinen Ideen: Das Internationale Rote Kreuz ist heute die größte humanitäre Organisation der Welt.





Henry Dunant wurde am 8. Mai 1828 in Genf als erstes Kind von Anne-Antoinette Dunant-Colladon geboren. Sie nannten den Knaben Jean-Henri.


Henry Dunant stammte aus begütertem Haus. Der Vater Jean-Jacques Dunant (1789 bis 1875) war ein erfolgreicher Kaufmann. Er gehörte dem Conseil Représentatif an, der damaligen Legislative der Stadt Genf und kümmerte sich um Waisen und Vorbestrafte. Henry Dunants Mutter war eine Tochter von Henri Colladon, dem Leiter des Genfer Krankenhauses und Bürgermeister von Avully bei Genf.
Sie war im wohltätigen Bereich vor allem für Arme und Kranke tätig.





Genf war eine Universitätsstadt mit bedeutenden Wissenschaftsinstituten. Gleichzeitig war sie eine wichtige Handelsstadt und ein wichtiger Industriestandort. Die Stadt am Genfer See war geprägt von den Ideen des Reformators Johannes Calvin. Die calvinistische Überzeugung besteht darin, dass Gott Fleiß liebt und Müßiggang bestraft. Arme sind demnach an ihrem Zustand selber schuld.


Diese Überzeugung konnte die soziale Misere der Arbeiter zu Beginn der Industrialisierung nicht verhindern, so dass in der Stadt eine wachsende Zahl von Hungernden, Bettlern und Waisen strandete. Der Wandel in der Landwirtschaft und der Einsatz von Maschinen in neu gebauten Fabriken hatten zahlreiche Kleinbauern und Heimarbeiter ihrer Lebensgrundlage beraubt. Diese zogen daraufhin in die sich entwickelnden Industriezentren. Ganz ähnlich, wie es heute in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern passiert.


Henry Dunant entwickelte bereits in jungen Jahren durch das Engagement seiner Eltern einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Er begleitete seine Mutter auf ihren regelmäßigen Gängen zu den Armen und Kranken in die schmutzigen Hinterhöfe. Auch reiste Henry mit seinem Vater nach Toulon, wo er sah, wie grausam die Strafgefangenen behandelt wurden. Für ihn war die Kinder- und Jugendzeit prägend. Er erkannte, dass man gegen das Elend der Welt als Einzelner nur wenig ausrichten kann, sondern sich zu einer größeren Organisation zusammenschließen müsste.


In 1846 trat er der Gesellschaft für Almosenspenden in Genf bei. Ein Jahr später gründet er die so genannte "Donnerstags-Vereinigung". Dort trafen sich junge Menschen zu Bibelstudien. Sie besuchten Hungernde, Kranke, und Gefangene und lasen ihnen aus der Bibel und Predigttexte vor. Am 30. November 1852 gründete Henry Dunant die Genfer Gruppe des Christlichen Vereins Junger Männer (CVJM).


Drei Jahre später entstand auf seine Initiative der Weltbund des CVJM, heute als Christlicher Verein Junger Menschen mit 45 Millionen Mitgliedern eine der Welt größten Jugendorganisation. Von 1852 bis 1859 war er Sekretär der Schweizerischen Evangelischen Allianz.





Wissenswertes: Johannes Calvin oder Jean Calvin war ein Theologe und Jurist und lebte von 1509-1564. Er musste sein Heimatland Frankreich verlassen, nachdem er sich zum Protestantismus bekehrt hatte. 1541 gelang es ihm, in Genf eine sehr strenge Kirchenordnung einzuführen: Theater, Karten- und Würfelspiel wurden verboten.