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Henry O. Leichter 1924-2010

Von Rainer Mayerhofer

Politik
Henry O. Leichter blieb zeitlebens Wien eng verbunden. Foto: N. Schüller

Sohn von Käthe und Otto Leichter war renommierter Anwalt. | Wien/New York. Der international tätige Wirtschaftsanwalt Henry O. Leichter ist - wie erst jetzt bekannt wurde - am 20. Dezember in New York im Alter von 86 Jahren gestorben.


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Der am 3. März 1924 als Sohn der sozialdemokratischen Politikerin Käthe Leichter und ihres Mannes, des Journalisten Otto Leichter, in Wien geborene Heinz wurde schon als Kind von seiner Umwelt stark politisch geprägt - die Eltern waren führende Mitglieder der illegalen Revolutionären Sozialisten. Nach dem Februar 1934 flüchtete die Familie mit den beiden Söhnen - Bruder Franz kam 1930 zur Welt - zeitweilig in die Schweiz. 1938 emigrierte der Vater mit den beiden Söhnen zuerst nach Paris und 1940 schließlich in die USA. Mutter Käthe wurde von einem Gestapo-Spitzel verraten, ins Frauen-KZ-Ravensbrück deportiert und starb 1942 in der Gaskammer von Bernburg.

In seinen 1995 im Böhlau-Verlag erschienenen Erinnerungen "Eine Kindheit" schildert Henry O. Leichter, der seinen Geburtsnamen anglisierte, als er in die US-Armee eintrat, die Odyssee seiner Familie, aber auch seine Genugtuung darüber, als US-Soldat zur Befreiung Europas vom Faschismus beigetragen zu haben. Nach dem Militärdienst wechselte Henry Leichter in den diplomatischen Dienst. 1951 heiratete er in Wien seine Frau Hope. Trauzeugin war die Leidensgefährtin seiner Mutter im KZ, Rosa Jochmann, der Leichter bis zu ihren Tod eng verbunden blieb.

Politisch arbeitete er für die Demokratische Partei und war Mitarbeiter von Eleanor Roosevelt und später von John F. Kennedy. Sein Bruder Franz wurde Senator im Staat New York.

Seinen feinen Humor - nach eigener Aussage ein Erbe der Mutter - bewies er nicht zuletzt, als die "Wiener Zeitung" in den Neunzigerjahren über die vom damaligen Nationalratspräsidenten Heinz Fischer betriebene Wiederverleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft berichtete: "An diesem Tag war wahrscheinlich sonst nicht viel los in der Welt." 2009 wurde Henry O. Leichter, der seiner Geburtsstadt immer eng verbunden blieb, gemeinsam mit seinem Bruder mit der goldenen Ehrenmedaille der Stadt Wien ausgezeichnet.