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Her mit der Bildungsdebatte!

Von Josef Cap

Gastkommentare

Man mag über einzelne Aktionen der Studierenden in den vergangenen Wochen geteilter Meinung sein. Eines jedoch muss man in jedem Fall neidlos anerkennen: Es ist den Studierenden gelungen, das Bildungsthema prominent aufs Tapet zu bringen. Seit den ersten Pisa-Ergebnissen wurde nicht mehr so lebhaft über Bildung und Ausbildung diskutiert. Und die Versiertheit, mit der die Studierenden die elektronischen Medien - Stichwort Facebook - anwenden, ist ein Hinweis darauf, wie Politik in Zukunft funktionieren wird. Interessant ist jedoch auch die Art und Weise, wie die von den Studierenden ausgelöste Debatte aufgegriffen wird. Im Mittelpunkt steht die Diskussion über Studiengebühren und Zugangsregelungen.


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Hier nochmals zur Klarstellung: Die SPÖ spricht sich gegen neue Zugangsbeschränkungen aus, wir unterstützen lediglich den bereits beschlossenen Notfallparagraphen für einige wenige Studienrichtungen, die durch deutsche Studierende derzeit besonders unter Druck sind, sowie die vorgesehene Studieneingangsphase.

Vielleicht wird auch noch über Platzmangel, überfüllte Hörsäle und Personalmangel diskutiert. All diese Fragen sind wichtig und die Lösung der akuten Probleme ist essenziell. Die Studierenden fordern aber zu Recht eine grundsätzlichere Debatte ein. Diese kann nun auf Grundlage der von der Regierung vorgesehenen Anhebung des Wissenschaftsbudgets auf zwei Prozent des BIP bis 2020 stattfinden.

Gefragt sind eine öffentliche Diskussion und ein politischer Konsens darüber, was österreichische Hochschulpolitik im 21. Jahrhundert bedeutet. Wie können beispielsweise junge Menschen besser an Hochschulbildung herangeführt werden, statt sie durch Studiengebühren fern zu halten? Im OECD-Vergleich ist Österreichs Akademikerquote nach wie vor beschämend.

Dafür ist auch eine Klärung der Aufgaben der einzelnen Institutionen nötig. Was ist die Aufgabe von Universitäten im 21. Jahrhundert, was die Aufgabe von Fachhochschulen? Wie kann die Einheit von Forschung und Lehre auch mit größeren Studierendenzahlen gewahrt werden? Wie können Bildung und Ausbildung in einem sinnvollen Verhältnis stehen?

Eine weitere wesentliche Frage haben die Studenten - nicht nur sie üben Kritik - eingebracht: Wie sieht die internationale Perspektive aus? Wie ist der Bologna-Prozess zu bewerten? Das Ziel eines gemeinsamen europäischen Hochschulraums ist sicher weiterhin zu unterstützen, aber: Hat der Prozess eine Eigendynamik entwickelt, die den ursprünglichen Intentionen entgegenläuft? Diese und weitere Fragen sollten Teil einer öffentlichen Diskussion sein, der wir uns stellen müssen, um gemeinsam neue Konzepte für die österreichische Hochschulbildung zu entwickeln.

Josef Cap ist Klubobmann der SPÖ.

Obenstehender Gastkommentar gibt ausschließlich die Meinung des betreffenden Autors wieder und muss sich nicht zwangsläufig mit jener der Redaktion der "Wiener Zeitung" decken.