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Die Globulisierungsfalle schnappt ja gerade in der Schnupfenzeit besonders oft zu. Jüngst wollte ich mir etwas zur Erleichterung besorgen, womit ich gute Erfahrungen hatte. "Das führen wir leider nicht", bedauerte die Angestellte eines Geschäfts auf der Mariahilfer Straße, das dem Namen nach eine Apotheke ist, "aber ich könnte Ihnen etwas Homöopathisches anbieten." Irgendwas kam dann mit Potenzen.
Das ließ mich gleich zurückschrecken. Muss man den Schnupfen am Ende wegrechnen? "Centesimalpotenz" - um Gottes willen, weiß die Frau, dass meine Mathe-Matura ein Gnadenakt war? Und was kommt nach der homöopathischen Potenz? Präparate zur Kubikwurzel? Oder zum Integral? Brauche ich gar ein Kurvenlineal, um die Homöopathie anzuwenden? Vielleicht potenziert sich die Wirkung der Zuckerbällchen um weitere Centesimalen, wenn man sie vor der Einnahme auf der Spitze eines Zirkels balanciert.
Da halte ich es dann doch lieber mit dem ganz profanen deutschen Hals-Nasen-Ohrenarzt Christian Lübbers, der keine höhere Heilmathematik, sondern Medizin anwendet, die auch bei Mathe-Deppen wie mir funktioniert. Unlängst fand Lübbers den Kugelzucker an unvermutetem Ort. "Beim Kind mit einer akuten eitrigen Mittelohrentzündung 10 Globuli aus dem Gehörgang geholt . . . Homöopathie wirkt: Dummheit potenziert sich", twitterte der Arzt.
Aber er weiß auch noch um eine weitere alternative Heilmethode, nämlich heißen Honig ins Ohr gießen. Nicht, dass es hilft, ganz im Gegenteil. Aber alternativ ist es. Und nicht wissenschaftlich-
medizinisch-pfui, wie das, was die studierten Ärzte tun.