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Herausforderung für Europas Völker

Von Martyna Czarnowska

Europaarchiv

Haubner verlangt Vereinbarkeit von Familie und Beruf. | Konferenz zu "Demografischen Herausforderungen". | Wien. Es ist kein neues Phänomen: Seit 30 Jahren kommen in den meisten europäischen Ländern immer weniger Kinder auf die Welt. In fünf Jahren wird es in Europa erstmals mehr 55- bis 64-jährige Menschen geben als 15- bis 24-Jährige. Mit den daraus folgenden "Demografischen Herausforderungen" befasst sich seit gestern, Donnerstag, eine zweitägige internationale Konferenz, die vom österreichischen Sozialministerium veranstaltet wird.


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Die Sensibilisierung der Gesellschaft für die Bedeutung der Familie müsse gestärkt werden, erklärte Sozialministerin Ursula Haubner. Ebenso sollten Hürden für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie vermindert werden.

Ein Gesetz dafür sei gerade in Großbritannien in Kraft getreten, berichtete der britische Staatssekretär für Beschäftigung, Gerry Sutcliffe. Ziel sei die gleichwertige Rolle von Müttern und Vätern im ersten Lebensjahr eines Kindes.

Auf die Gleichbehandlung der Geschlechter ging aber vor allem Leila Kostiainen, finnische Staatssekretärin für soziale Angelegenheiten, ein. Das nordische Modell gehe von der Gleichberechtigung im Arbeitsleben aus, was sich auch auf das Familienleben auswirke. Notwendig seien ebenso höhere Investitionen für Betreuungseinrichtungen - sowohl für Kinder als auch für alte Menschen.

Migration notwendig

Doch auch steigende Geburtenzahlen können nicht verhindern, dass Europa in absehbarer Zeit Millionen Arbeitskräfte fehlen werden. So setzt etwa Kroatien schon jetzt auf verstärkte Einwanderung. Die Zeitung "Jutarnji List" berichtete von Regierungsplänen, jährlich 15.000 Immigranten ins Land zu holen.

"Die Hoffnung auf Kinder ist keine Alternative zur Zuwanderung", sagt auch der Migrationsforscher Rainer Münz im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Kinder stünden dem Arbeitsmarkt nämlich nicht in kurzer Zeit zur Verfügung. Außerdem gebe es - da die Geburten schon seit Jahren rückgängig sind - immer weniger potenzielle Eltern.

Ohne Einwanderung müsste die Bevölkerung Europas auf Teile ihres Wohlstands und bestimmte Leistungen, wie Pflegedienste, verzichten - "oder sie verzichtet auf ein Stück Fremdenfeindlichkeit". Laut Münz lasse sich aber auch Beides verbinden.

Analyse siehe Seite 12