Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Weihnachten zu feiern ist schwieriger geworden. Der Einkaufsstress im Advent soll abgebaut, der vielen verloren gegangene Sinn für die Geburt Christi wiederentdeckt und bei den Festmählern die Sorge um die schlanke Linie nicht vergessen werden.
Die medialen Programme haben es in diesen Tagen ebenfalls nicht leicht, sollen sie doch nicht mit Brillanz von den gemeinschaftlichen Runden weglocken, umgekehrt erwarten viele Einsame attraktive Unterhaltung. Die Nachrichtensendungen hatten nichts Innenpolitisches zu vermelden. Sie berichteten über Bethlehem und den Segen des Papstes.
Noch bevor am Stefanitag die asiatische Flutkatastrophe die Weltnachrichten beherrschte, war am Heiligen Abend und am Christtag das bestimmende Auslandsthema der dritte Wahlgang zur Präsidentenwahl in der Ukraine. In dem für die europäische Entwicklung so wichtigen Land mussten die Wähler zum dritten Mal in acht Wochen zu den Urnen gehen. Unter schwierigsten Umständen lief die "Revolution in Orange" ab, in der sich die ukrainischen Bürger gegen Wahlbetrug und Korruption in ziviler Weise auflehnten. Sie bereiteten sich damit selbst ein Geschenk zum Weihnachtsfest, auch wenn es die Orthoxen erst Anfang Jänner feiern.
In der Ukraine war die Demokratie auf Herbergssuche und das seit Wochen. Auch wenn die für die Reformer erfolgreiche Wahl von den Katastrophenmeldungen aus Asien ins Abseits verdrängt wurde, bleibt das Faktum, dass dieses bedeutende Land der Demokratie eine hoffentlich bleibende Herberge gibt.