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Herkunftsreiches Kicken

Von Julia Beirer

Politik
© Stanislav Jenis

Bei der fünften Integrationsfußball-WM in Wien spielten 30 verschiedene Ländermannschaften unter dem Motto "Sport spricht alle Sprachen" um den Einzug ins Finale.


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Wien. Pfeifende Schiedsrichter, jubelnde Zuseher und lachende Gesichter nach einem Tor. Bei der fünften Integrationsweltmeisterschaft im Sportcenter Donaucity trafen sich 30 Mannschaften aus 30 unterschiedlichen Herkunftsländern und spielten gegeneinander Fußball im Kleinfeldturnier. Obwohl es sich um Freundschaftsspiele handelte, schenkten sich die Spieler nichts und kämpften um jeden Sieg.

"Es ist so schön heute. Die Leute kommen zusammen, spielen Fußball, sprechen und scherzen miteinander", sagt Lamin T. Er kommt aus dem Senegal und spielt somit in der senegalesischen Mannschaft mit. Er ist Asylwerber und seit zwei Jahren in Wien. Ein Freund habe ihn angerufen und gefragt, ob er bei dem Fußballturnier mitspielen möchte. Lachend erzählt er, dass sie bereits ein Spiel gewonnen haben. Währenddessen bereiten sich seine Teamkollegen auf dem Spielfeld schon auf das nächste Spiel vor. Die senegalesische Mannschaft nimmt das Spiel sehr ernst und hat sogar einen Trainer organisiert, der Lamin T. auf das Spielfeld zu seinen Teamkollegen ruft, um der Mannschaft letzte Anweisungen vor dem Spiel zu geben.

Mannschaften organisieren sich selbst

Die Mannschaften organisieren für die Integrationsfußballweltmeisterschaft alles selbst. Sie müssen die Spieler zusammensuchen und sich um die Mannschaftsdressen kümmern. Die meisten Teams spielen in denselben Farben wie ihre Nationalmannschaft. "Die Spieler wohnen jetzt alle in Österreich und haben unterschiedliche Migrationshintergründe. Es sind Zuwanderer aus der EU, Drittstaatenangehörige, Asylwerber und auch Erasmusstudenten", sagt Erwin Josef Himmelbauer, Präsident des Veranstaltervereins "Sport spricht alle Sprachen" und Gründer der Integrationsfußball-WM. Sein Gedanke war es, die Leute zusammenzubringen, und das funktioniere durch ein gemeinsames Interesse wie Fußball sehr gut. "Es ist sehr wichtig, dass es Veranstaltungen wie diese gibt, denn wie soll Integration stattfinden, wenn die Leute nicht miteinander in Kontakt treten. Um diesen Kontakt herzustellen, haben wir die Integrationsweltmeisterschaft ins Leben gerufen", sagt Erwin Josef Himmelbauer.

Integrationsfußball-WM ist "Fünf-Länder-Turnier"

Die Integrationsfußball-WM in Wien ist Teil einer Kleinfeldturnierserie. Insgesamt nehmen 140 Mannschaften mit rund 1700 Fußballern in fünf Bundesländern teil. Dieses Jahr fand der Auftakt der Integrationsfußball-WM in Wien statt. Das nächste Turnier ist in Salzburg, dann in Linz, Innsbruck und Baden. Die ersten und zweiten Plätze der einzelnen Kleinfeldturniere spielen dann im Oktober in Salzburg um den Siegerpokal für den Titel "Integrationsweltmeister".

Die Spieler sind bei der Integrationsfußball-WM in ihrem Element. Sie sind mit vollem Ehrgeiz dabei und liefern sich ein spannendes Match nach dem anderen. Neben den drei Kleinfeldturnierfeldern stehen die Fans der jeweiligen Mannschaften und feuern sie an. Kurz vor der Finalrunde müssen dann einige Teams enttäuscht vom Platz ziehen, weil sie die entscheidenden Spiele verloren haben. Andere dagegen sind überglücklich. Sie lachen und freuen sich, weil sie sich gegen eine andere Mannschaft durchsetzen konnten. Am Ende spielte sich Afghanistan auf Platz eins. Rang zwei konnte die Türkei erringen. Sie haben sich damit nicht nur für die Finalspiele um den Siegerpokal qualifiziert, sondern gehen auch mit diesem guten, bestätigenden Gefühl, das ein erster Platz mit sich bringt, nach Hause.