Zum Hauptinhalt springen

Hermann Withalm: Ein Parlamentarier, ein Herr und ÖVP-General

Von Karl Pisa

Politik

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Mit Hermann Withalm verliert die Zweite Republik einen Politiker, der auch in den Augen seiner Gegner ein Herr war, und einen Parlamentarier, der in aller Schärfe argumentieren konnte, ohne dabei Menschen zu verletzen. Seine Partei verliert in ihm den legendären Generalsekretär, dem sie zum ersten Mal zwei Wahlsiege hintereinander verdankte, und ihr Seniorenbund einen Obmann und Buchautor, der dieser Wählergruppe echtes Gewicht verlieh.

Von Raab in die Politik geholt, verschrieb sich Withalm als sein Staatssekretär der Volksaktienidee. Als Generalsekretär zählte er zu den Reformern und machte aus der Parteizentrale ein schlagkräftiges Instrument, das als die "Kärntner Straße" zum Begriff wurde. Für seine Mitarbeiter war er ein entscheidungsfreudiger und Verantwortung delegierender Chef.

Seinem Versuch, die große Koalition durch einen koalitionsfreien Raum aus ihrer Erstarrung zu befreien, blieb der Erfolg versagt. In der Alleinregierung übernahm er noch als Vizekanzler Mitverantwortung und nach der Wahlniederlage sprang er als Parteiobmann in die Bresche einer Übergangslösung. Auch dass er als Bundespräsidentenkandidat im Gespräch war, aber nicht nominiert wurde, zählte zu seinen Enttäuschungen.

Als er als Ehrenobmann des Seniorenbundes noch seinen 90. Geburtstag feiern konnte, glich er nicht mehr dem "Eisernen Hermann" seiner besten Jahre. Seine treu für ihn sorgende Frau und seine Freunde mussten seither schon schrittweise von ihm Abschied nehmen.

Doch in der Erinnerung an den Hermann Withalm, die unauslöschlich ist, bleibt die Lücke, die er hinterließ, gleich groß.

Prof. Karl Pisa war Staatssekretär und enger Mitarbeiter von Hermann Withalm zwischen 1966 und 1970.