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Herr Frank, ein Arbeitsloser, der sich gewaschen hat

Von Alexander U. Mathé

Europaarchiv

37-Jähriger polarisiert ganz Deutschland. | Wiesbaden/Wien. Der berühmteste Arbeitslose Deutschlands hat einen Job gefunden. Henrico Frank soll bei dem Musiksender iMusic TV als Experte für Punkrock einsteigen, berichtet heute, Donnerstag, der Berliner "Tagesspiegel".


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Frank war in die Schlagzeilen geraten nachdem er auf dem Wiesbadener Christkindlmarkt den Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz und SPD Bundesvorsitzenden, Kurt Beck, für sein Unglück verantwortlich gemacht hatte.

"Waschen und rasieren Sie sich, dann finden sie auch einen Job", entgegnete dieser und übermittelte Frank acht Stellenangebote. Der befolgte den Rat, doch mit den ihm vorgeschlagenen Jobs wurde es nichts. Er sei von den potentiellen Arbeitgebern abgelehnt worden, hieß es auf Seite von Frank, der inzwischen sogar von einer Pressesprecherin vertreten wurde. Der Arbeitslose sei nicht einmal persönlich zu den Vorstellungsgesprächen erschienen, erklärte das Wiesbadener Amt für soziale Arbeit und wollte ihm die Unterstützung in Höhe von 345 Euro pro Monat um 30 Prozent kürzen.

Das hat Frank nun offenbar vermieden. Er werde seinen Arbeitsvertrag heute, Donnerstag, unterzeichnen, hieß es in dem Zeitungsbericht unter Berufung auf den Musiksender und seinen neuen Angestellten.

Neben einem neuen Job hat der Langzeitarbeitslose noch etwas erreicht: Ganz Deutschland debattiert seit Wochen über das Phänomen Frank. Die einen entrüsten sich darüber, dass ein arbeitsloser Maurer ungestraft ein halbes Dutzend Stellen ausschlage, die ihm der SPD-Vorsitzende höchstpersönlich vermittelt. Andere kritisierten Beck wegen seines umstrittenen Wasch-Ratschlags und die Reform der Arbeitslosenhilfe Hartz-IV. Und das dürfte Frank sehr entgegenkommen.

Das Mitglied der deutschen Linkspartei propagiert nämlich das bedingungslose Grundeinkommen, wie Frank-Sprecherin Brigitte Vallenthin im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" erklärte. Dass es mit den angebotenen Jobs nicht klappen wollte, dürfte Frank ebenfalls entgegengekommen sein. "Hätte sich Frank von der SPD vereinnahmen lassen, dann wäre Beck geradezu als Weihnachtsmann und seine Partei gut dagestanden. Dabei waren es doch die, die für Hartz-IV verantwortlich sind", sagte Vallenthin.