![Eine Illustration einer Frau mit Kopftuch.](https://media.wienerzeitung.at/f/216981/2500x1875/a87666ab3f/wz_podcast_header_fatima_storer.jpg/m/384x288/filters:quality(50))
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"Herr, schmeiß' Hirn vom Himmel!" - dieses Stoßgebet trug zu Wochenbeginn einer der Leipziger Montagsdemonstranten auf einem Transparent mit sich. Angesichts des Zustandes, in den die Welt seit den ersten Bomben auf Bagdad geraten ist, kann man diesen Wunsch nur täglich wiederholen.
Herr, schmeiß' Hirn vom Himmel!
Für Präsident George W. Bush, damit er sich nicht wieder einbildet, einen göttlichen Hinweis erhalten zu haben, dass er ein anderes Volk befreien müsse. Und lass ihn ein oder zwei Achterl - aber nicht mehr - guten französischen Rotwein genießen.
Für Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und Außenminister Colin Powell, damit sie nicht ihre Drohungen gegenüber Syrien und Iran wahrmachen und den ganzen Mittleren Osten in einen chaotischen Krieg mit unvorhersehbaren Konsequenzen stürzen. Und lass die automatischen Waffen ihrer Soldaten manchmal eine Ladehemmung haben, wenn der Finger schneller ist als das Hirn.
Für Tony Blair, der glaubt, dass sich der Krieg noch als "ein Segen" für die Bevölkerung im Irak herausstellen wird. Gib ihm die Fähigkeit, nicht nur Bibelstellen recht schön vorzulesen, sondern auch ein bisschen auf das zu hören, was sein Volk und viele seiner Parteifreunde denken.
Für Silvio Berlusconi und Jose Maria Aznar. Ersterem, weil er den Ausnahmezustand über sein Land verhängt hat - was in Italien aber ohnehin eher belächelt wird und dem spanischen Ministerpräsidenten, damit er begreift, dass neun von zehn seiner Landsleute und auch viele seiner Parteifreunde diesen Krieg nicht wollen.
Und für Angela Merkel, damit sie bemerkt, dass ihr nicht nur das deutsche Volk, sondern auch die halbe Partei nicht mehr folgt in ihrer uneingeschränkten Unterstützung des amerikanischen Krieges im Irak. Damit sie zumindest so gescheit wird, wie der CSU-Abgeordnete Peter Gauweiler, den wir bisher für einen Mann mit ziemlich extremen Ansichten gehalten haben.