David Ellensohn, Klubobmann der Grünen, hofft auf ein Einlenken des Investors beim Heumarkt.
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Wien. 23 Meter. Das ist die Distanz zwischen den beiden Lagern in der grünen Partei. Die einen sprechen sich für den Bau des 66 Meter hohen Turms auf dem Heumarkt aus. Die anderen wollen eine maximale Höhe von 43 Metern, also genau jenes Maß, das die Unesco fordert, damit Wien nicht den Status des Weltkulturerbes verliert. Die Situation zwischen den beiden Lagern ist festgefahren. Doch es gibt jemanden, der das Problem lösen könnte. Es ist der Bauherr des Turms, Investor Michael Tojner.
Das weiß auch Klubchef David Ellensohn. Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" fordert er den Investor auf seinen Turm um besagte 23 Meter niedriger zu bauen: "Investor Tojner hat die großartige Möglichkeit persönlich zum Retter des Weltkulturerbes in Wien zu werden", erklärt Ellensohn. Er könnte einfach sagen: ‚Das war ja nicht mein Ziel, das Weltkulturerbe zu zerstören. Jetzt sehe ich, dass das passiert."
Ellensohn: "Das ist eine Win-win-Situation"
Nachdem große Firmen immer Wert auf das eigene Image legen würden, wäre das eine gute Möglichkeit für ihn. Eine Reduktion der Turmhöhe würde Tojner auch nichts kosten, befindet Ellensohn. Schließlich würden seine eigenen Imagewerte und die seiner Firma damit wesentlich verbessert werden. "Das hilft dem Herrn Tojner und würde der Stadt Wien den Streit rund um das Weltkulturerbe ersparen. Das ist eine Win-win-Situation."
Auf die Frage, warum die Stadtregierung mithilfe der Stimmen von SPÖ und dem 66-Meter-Turm-Lager der Grünen, darunter auch Ellensohn, die Flächenwidmung für das umstrittene Gebäude ermöglicht hat, antwortet der Klubchef: "Es war nicht klar, dass das Weltkulturerbe damit verloren gehen würde."
Nach der Umwidmung setzte die Unesco das historische Zentrum von Wien auf die Rote Liste des gefährdeten Welterbes. Das geplante Hochhaus am Heumarkt würde das Innenstadtensemble maßgeblich beeinträchtigen, lautet die Begründung.
Die Umgestaltung des Heumarktes soll 2020 beginnen
Die Sonderorganisation der Vereinten Nationen fordert nun die Redimensionierung des Turms auf höchstens 43 Meter. Sollten die Vorgaben des Welterbe-Komitees nicht umgesetzt werden, droht der Wiener Innenstadt bei der nächsten Sitzung des Komitees Ende Juni die Aberkennung des Welterbestatus. Das Komitee tagt von 24. Juni bis 4. Juli im Wüstenstaat Bahrain.
Mit der Umgestaltung des Heumarkts will Tojner in zwei Jahren beginnen. Gleich nach Ende der Eislaufsaison 2019/2020, also im März 2020, soll nach derzeitigem Planungsstand der Baustart für das Hochhaus-Projekt erfolgen. Derzeit befindet sich das Projekt in der sogenannten Vorentwurfs-Phase, die nun in die Einreichplanung übergeht. Neben dem Bau des 66 Meter hohen Turms soll das auf dem Areal stehende Hotel Intercontinental abgerissen und neu gebaut werden. Zudem ist die Erneuerung der Fläche des Eislaufvereins geplant.
Ob Tojner sich auf die Aufforderung von David Ellensohn einlässt und seine Pläne adaptiert, ist fraglich. Für eine Stellungnahme war der Bauherr jedenfalls nicht erreichbar. Er sei derzeit auf einer Geschäftsreise in den USA, heißt es aus dem Büro seiner Firma Wertinvest. Fest steht: Sollte Tojner an seinen Plänen festhalten, wird der Turm die Grünen noch weiterhin beschäftigen.