Essener Warenhauskette Hertie hat Insolvenz angemeldet. Gespräche über einen finanziellen Umbau beziehungsweise die Zwischenfinanzierung des Unternehmens mit deutschlandweit 72 Warenhäusern seien zuvor gescheitert, erklärte ein Konzernsprecher am Donnerstag in Essen.
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Die Lage beim britischen Haupteigentümer Dawnay Day sei "ebenfalls angespannt", teilte Hertie mit.
Das Management habe "klare Vorstellungen". Ziel sei es, "den Geschäftsbetrieb im Interesse der Mitarbeiter der Kunden und der Gläubiger ohne Unterbrechung fortzuführen". Bei Hertie arbeiten 4.100 Menschen.
Die Restrukturierung solle jetzt im gerichtlichen Insolvenzverfahren fortgesetzt werden, erklärte Hertie. Nun werde genau untersucht, wie rentabel die einzelnen Standorte seien. Außerdem soll unverzüglich die Finanzierung des Insolvenzgeldes für die Mitarbeiter geklärt werden. Gemeinsam mit Belegschaft, Geschäftspartnern und dem Land Nordrhein-Westfalen glaube das Unternehmen an "eine realistische Chance für den größtmöglichen Erhalt der vielen Arbeitsplätze".
Dazu soll nach den Vorstellungen des Hertie-Managements ein verändertes Sortiment beitragen. Künftig sollten vermehrt "attraktive Fashion- und Lifestyle-Produkte" angeboten, das "Konzept des Nachbarschaftskaufhauses neu belebt werden", erklärte Geschäftsführer Erik van Heuven. Wichtige Lieferanten hätten ihre Unterstützung zugesagt.
Zuletzt hatte sich auch die Landesregierung in Düsseldorf in den Überlebenskampf der Kaufhauskette eingeschaltet. Das Wirtschaftsministerium sei seit Tagen im Gespräch mit Hertie und werde den Konsolidierungsprozess konstruktiv begleiten, sagte ein Sprecher. Zu einem Bericht der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung", es werde über eine mögliche Bürgschaft des Landes beraten, machte er keine Angaben. Der "Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung" zufolge hatte Ministerin Christa Thoben (CDU) persönlich an Gesprächen über die Zukunft von Hertie teilgenommen.
Hertie wurde 1994 von Karstadt - heute Arcandor - übernommen. Die heutige Warenhauskette Hertie entstand 2005 durch den Verkauf der damaligen KarstadtQuelle-Tochter Karstadt Kompakt an die britischen Investoren Dawnay Day und Hilco. 2007 wurden die zwischenzeitlich in Karstadt umbenannten Kaufhäuser wieder auf den Traditionsnamen Hertie zurückgetauft. (APA)