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Mit der Einsetzung einer international besetzten Expertenkommission reagierte Gesundheitsministerin Maria Rauch -Kallat auf ein von kritischen Ärzten herausgegebenes Buch, das der Kinder-Herzchirurgie in Österreich ein schlechtes Zeugnis ausstellt. Die Vorwürfe darin reichen von unnötigen Leiden bis zur Todesfolge. Rund 800 Österreicher werden jährlich mit einem Herzfehler geboren, manche davon können nur innerhalb der ersten 14 Lebenstage korrigiert werden. Das Thema "Kinder im Spital" ist plötzlich in aller Munde.
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Für gehörigen Wirbel in Politik und Fachwelt sorgte im September die Präsentation des Buches "Weggelegt - Kinder ohne Medizin", verfasst von zehn Fachmedizinern und der Journalistin Ruth Pauli. Seitens des Wiener Krankenansteltenverbundes erfolgte gar eine Klage gegen Herausgeber Franz Waldhauser. Immerhin geht es u. a. um mannigfaltige Versäumnisse, Ausbildungs- und Forschungslücken sowie Eifersüchteleien zwischen den Spitälern mit teils sogar tödlichen Konsequenzen.
Umso dringender möchte Rauch-Kallat die Ergebnisse der eingesetzten Arbeitsgruppe "allen zuständigen Gesundheits-Landesräten in den Bundesländern zugängig machen". Und das ist mehr als nur ein Wink mit dem Zaunpfahl. Denn die untersuchende Arbeitsgruppe unter dem Bostoner Herzchirurgen Aldo R. Castaneda ortete tatsächlich einigen Nachholbedarf: So seien die Kinder-Herzstationen in Österreich nirgends einem Spezialisten unterstellt, sondern der Chirurgie, es gebe nicht einmal ein Primariat in diesem wichtigen Spezialfach. Auch universitätsintern sei man hierzulande viel zu sehr in alten Traditionen festgefahren, was Ausbildung und Forschung massiv behindere, nahm sich Castaneda kein Blatt vor den Mund. Doch das sind nicht die einzigen Probleme.
"Wir haben die Kinder im Spital bisher wie kleine Erwachsene behandelt - und das war falsch", schloss Rauch-Kallat angesichts der Mittwoch präsentierten Untersuchungsergebnisse. Geht es nach ihrem Willen, sollen so rasch als möglich zwei, höchstens drei Kompetenzzentren für Kinder-Herzchirurgie in Österreich eingerichtet werden. Derzeit werden solche Krankheiten in Wien, Graz, Innsbruck und Linz speziell behandelt. Vorher benötige man aber "seriöses und flächendeckendes Zahlenmaterial", das bisher kaum verfügbar war, weil die schon bisher mit der Thematik befassten Institute "kaum Kontakt oder vergleichenden Datenaustausch untereinander pflegen".
Hilfe auch für Eltern
In einem "noch vor dem Sommer" einzurichtenden Arbeitskreis sollen neben Ärzten auch Vertreter von Eltern und Pflegepersonal eingebunden sein: "Eltern chronisch kranker Kinder dürfen nicht länger als Bittsteller behandelt werden, wie dies bei vielen Krankenversicherern leider noch immer üblich ist", kündigt Rauch-Kallat die Schaffung eines effektiven Netzwerkes für Kinder auch im ambulanten Behandlungsbereich an. Sie selbst sehe diese Maßnahmen als wichtigen Teil der laufenden Gesundheitsreform. http://www.weggelegt.at