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Der Ursprung des religiösen Fastens ist das Streben nach Reinigung. Ein Körper frei von Laster schafft Platz für einen Geist, der Gott als Wohnort dienen kann: In diesem Sinn fastete in der Bibel Jesus Christus 40 Tage lang in der Wüste, bevor er zu predigen begann. In unserer säkularen Gegenwart empfiehlt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland nun eine neue Form der Enthaltsamkeit. "Plastikfasten" lädt dazu ein, parallel zum kirchlichen Fasten bis Ostern auf das Erdöl-Derivat zu verzichten und damit einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Zur Verdeutlichung der Brisanz des Aufrufs: In Deutschland werden zwölf Millionen Tonnen Plastik pro Jahr verbraucht, von denen fünf Millionen Tonnen im Müll landen. In der Donau schwimmt mehr von dem Kunststoff, als es Jungfische gibt. Nahezu alles, was der Mensch isst, kommt über Plastik-Verpackungen mit Chemikalien in Berührung, die in die Nahrung sickern und der Gesundheit schaden. Sogar die Kirche ließ sich von diesen Argumenten überzeugen und macht über das Ökumenische Forum Vorschläge im Internet, wie Kunststoff-Verpackungen boykottiert werden können.
Aus gutem Grund. Denn der Aufruf ist fast so schwer zu verwirklichen, wie nichts zu essen. Plastik nehmen wir heute derart häufig zur Hand, dass wir es nicht einmal merken. Während die Autorin mit ihren Gedanken schon bei diesem Kommentar war, griff sie noch im Supermarkt zu in Plastikfolie gehülltem Salat, Tomaten in einem Schüsserl aus Leichtplastik und einer Tube Zahnpasta mit Schraubverschluss aus dem Material. Gerade deswegen ist es hoch an der Zeit für Plastik-Verbote.