"Großteil der Kurse zielt auf Aus- oder Weiterbildung ab." | Hundstorfer will Qualifizierung weiter "intensivieren". | Wien. Die düstere Situation auf dem Job-Markt sorgt - neben einem generellen Anstieg der Arbeitslosigkeit - auch dafür, dass die Zahl der Job-Suchenden in Schulungen des Arbeitsmarktservice (AMS) massiv zulegt.
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Ende Oktober waren 73.797 Arbeitslose in Kursen untergebracht - um 35,3 Prozent mehr als vor einem Jahr. Auf das Gesamtjahr umgelegt rechnet das AMS heuer mit mindestens 200.000 Schulungsteilnehmern.
EDV, Büro, Verwaltung
Zuletzt hatte die Zahl der Kursteilnehmer im Jahr 2006 mit rund 211.000 eine derartige Größenordnung erreicht. Bis 2008 konnten die Schulungen auf 176.482 reduziert werden.
"Die Höherqualifizierung ist der strategisch wichtigste Ansatz im Rahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik", so AMS-Sprecherin Beate Sprenger am Montag zur "Wiener Zeitung". Schließlich verfüge die Hälfte der Arbeitslosen höchstens über einen Pflichtschulabschluss.
Laut AMS zielen 80 Prozent der Schulungen auf Aus- oder Weiterbildung ab. Rund 60 Prozent davon entfallen auf die Bereiche EDV, Büro und Verwaltung sowie Sprachen. Die vermeintlichen Zukunftsbranchen Metall sowie Elektro- und Elektronik kommen nur auf einen Anteil von 4 Prozent. An den - in der öffentlichen Wahrnehmung oft umstrittenen - Bewerbungs-Trainings haben im vergangenen Jahr rund 26.300 Arbeitslose teilgenommen.
Insgesamt gibt das AMS heuer zwei Drittel seines Förderbudgets von einer Milliarde Euro für Schulungen und andere Qualifizierungsmaßnahmen aus. Sozialminister Rudolf Hundstorfer hat angekündigt, die Anstrengungen im Fortbildungsbereich 2010 noch intensivieren zu wollen.
Da die Schulungsteilnehmer offiziell nicht in die Arbeitslosenzahl eingerechnet werden, ist diese im Oktober - erstmals seit Jänner - im Jahresvergleich um weniger als 50.000 angewachsen. Der Anstieg betrug 21,1 Prozent auf 245.523 Job-Suchende - ein Plus von 42.748 zum Vorjahresmonat. Inklusive Schulungsteilnehmern legte die Zahl der Job-Suchenden um 61.996 - oder 24,1 Prozent - auf 319.320 zu.
Industrie stark betroffen
Besonders betroffen waren im Oktober die Industrie und - wohl auch saisonbedingt - die Bauwirtschaft. Im Industriebereich ist die Zahl der Arbeitslosen im Jahresvergleich um 54,6 Prozent auf 31.139 gestiegen. Am Bau machte die Zunahme der Job-Suchenden rund 30 Prozent aus.
Hundstorfer erklärt, dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit "deutlich gedämpft" werden konnte. Freilich hat der Minister zuletzt mehrfach betont, für das Frühjahr 2010 mit großen Herausforderungen zu rechnen. Nach nationaler Definition betrug die Arbeitslosenquote im Oktober 6,8 Prozent, nach EU-Berechnungen 4,8 Prozent - der zweitniedrigste Wert in der Union.