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Heute feiert Europa seinen Ursprung

Von Waldemar Hummer

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Waldemar Hummer ist Universitätsprofessor für Europa- und Völkerrecht an der Universität Innsbruck. Foto: privat

Am 7. Februar feierte Europa 15 Jahre Europäische Union, am 25. März 50 Jahre Europäische Gemeinschaften. Heute, am 9. Mai, begehen wir den Europatag. | Eben noch wurde die "Berliner Erklärung" entsprechend gewürdigt, die am 25. März 2007 anlässlich des 50. Jahrestages der Unterzeichnung der Römer Verträge von den Präsidenten des Europäischen Parlaments, des Rates und der Kommission in Berlin signiert worden war. Jetzt taucht schon der nächste europäische Gedenktag auf: der "Europatag". Was ist dieser Europatag eigentlich, und woran soll er erinnern?


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Jedes Jahr feiert die EU am 9. Mai ihren Europatag, der 2010 zum nächsten runden Jubiläum werden wird, und zwar zum sechzigsten. Die europäische Idee, die in der Folge Europa als Gemeinschaft entstehen ließ, wurde nämlich bereits am 9. Mai 1950 geboren.

Damals bat der französische Außenminister Robert Schuman die internationale Presse in den Uhrensaal des Außenministeriums am Quai d´Orsay, um dieser eine "Erklärung von höchster Bedeutung" vorzulegen. Die sogenannte "Schuman Erklärung", deren Text von seinem Mitarbeiter Jean Monnet stammt, war tatsächlich revolutionär.

Sie ging davon aus, dass "die Vereinigung der europäischen Nationen erfordert, dass der Jahrhunderte alte Gegensatz zwischen Frankreich und Deutschland ausgelöscht wird. Das begonnene Werk muss in erster Linie Deutschland und Frankreich erfassen". Die französische Regierung schlug deshalb vor, "die Gesamtheit der französisch-deutschen Kohle- und Stahlproduktion einer gemeinsamen Hohen Behörde zu unterstellen . . . Die Zusammenlegung der Kohle- und Stahlproduktion wird sofort die Schaffung gemeinsamer Grundlagen für die wirtschaftliche Entwicklung sichern - die erste Etappe der europäischen Föderation . . .".

Damit bot Frankreich Deutschland nicht nur die Hand zur Versöhnung, die 1963 im sogenannten deutsch-französischen Freundschaftsvertrag ihren ersten Höhepunkt finden sollte, sondern konzipierte mit der Hohen Behörde, der späteren Montanunion, auch das erste supranationale Organ in der Geschichte Internationaler Organisationen.

Flagge, Hymne und Euro

Am Europäischen Rat von Mailand 1985 beschlossen die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Gemeinschaften, den 9. Mai künftig als "Europatag" zu feiern. Sie fügten diesem weitere europäische Symbole hinzu, nämlich eine Europa-Flagge und eine Europa-Hymne.

Die Europa-Flagge, ein Kreis aus zwölf goldenen Sternen vor einem blauen Hintergrund, war seit 1955 das Emblem des Europarates. Seit Anfang 1986 wird die Europa-Flagge von allen europäischen Einrichtungen verwendet. Die Zahl der Sterne hat nichts mit der Zahl der Mitglieder zu tun, sondern symbolisiert traditionell die Vollkommenheit, Vollständigkeit und Einheit.

Die Europa-Hymne ist der neunten Symphonie Beethovens von 1823 entnommen. Mit dem letzten Satz dieser Symphonie vertonte Beethoven Schillers "Ode an die Freude". 1972 nahm der Europarat die "Ode an die Freude" als Hymne an und beauftragte Herbert von Karajan, davon drei Instrumentalfassungen für Solopiano, Blas- und Symphonieorchester zu arrangieren. 1985 übernahmen dann auch die Europäischen Gemeinschaften die Europa-Hymne.

Symbolcharakter erlangte auch der Euro. 1999 wurde er als gemeinsame Währung für zunächst elf Mitgliedstaaten eingeführt. Heute zahlt man bereits in 13 der 27 Mitgliedstaaten mit dem Euro.

Um das Jahr 2000 kam der Wahlspruch "in Vielfalt geeint" als Motto der EU auf, der aber noch nicht formell zum Leitspruch der EU gekürt wurde. Erst in Artikel I-8 des gescheiterten Verfassungs-Vertrages (2004) wäre dies der Fall gewesen, da dieser alle fünf Symbole der EU gemeinsam anführt.